Album der Woche: Noah And The Whale – Last Night On Earth

Als vor ein paar Jahren ein neuer Hype um Folkrock-Bands aus England zu uns rübergeschwappt ist, war eine Band ganz groß dabei: Noah And The Whale. Die Londoner legen in ihrer nur vierjährigen Bandgeschichte ein rasantes Tempo vor: In dieser Woche erscheint bereits ihr drittes Album.

Der Liebeskummer ist überwunden und Charlie Fink, Frontmann von Noah And The Whale, hat sich wieder der Sonne zugewandt. Nachdem das letzte Album vor Herzschmerz und Traurigkeit nur so triefte, hat die Band nun ein Platte übers Aufstehen, Weitergehen und nach vorn sehen gemacht. Der Albumtitel Last Night On Earth steht nicht für Weltuntergangsstimmung, sondern eher für ein: Wann, wenn nicht jetzt?! Die Nacht spielt dabei die zentrale Rolle. Inspiriert von der gleichnamigen Gedichtsammlung von Charles Bukowski erzählt Charlie Fink Geschichten von Nachtgestalten, die im Dunkeln Abenteuer wagen oder ein neues Leben beginnen.

Das erste, was ich für dieses Album hatte, war die Textzeile „Tonight’s The Kind Of Night Everything Could Change“. Den Song habe ich dann auf einer Zugfahrt von Wales nach London geschrieben, die so etwa sechs Stunden gedauert hat. Allein wegen dieses Refrains fiel noch während der Zugfahrt die Entscheidung, wie das Album sein sollte und worum sich die Texte drehen würden. Das war der Anfang von allem.


Beim ersten Hören stutzt man ein bisschen, weil Last Night On Earth mit den beiden Vorgänger-Alben von Noah And The Whale nur sehr wenig gemeinsam hat. Die klassischen Folk-Instrumente sind fast völlig verschwunden. Nur noch ganz selten fiedelt eine Geige oder klimpert ein Xylophon. Für Charlie Fink war es fast eine logische Konsequenz, nach zwei Folkalben jetzt eine poppigere Platte zu machen. Den Hype um den sogenannten Neofolk von Bands wie Noah And The Whale oder Mumford And Sons betrachtete er relativ nüchtern.

Die Sache ist die, dass wir das Glück hatten, zu einer Reihe von Musikern zu gehören, die in England eine Zeitlang gemeinsam auf Tour gewesen sind und die auch zusammen Musik gemacht haben. Aber das war eine sehr kurzlebige Angelegenheit. Das ging tatsächlich nur ein paar Monate so, dass wir alle zusammen gespielt haben. Und dann, spätestens als jeder von uns einen Plattenvertrag in der Tasche hatte, haben alle versucht, ihren eigenen Weg zu gehen. Aber klar, auf unseren ersten beiden Platten gab es ganz sicher Anflüge von Folk. Auf dem neuen Album ist das jedoch definitiv nicht der Fall.

Die vorsichtig gezupften Akustikgitarren, die man von der Band kannte, sind verstärkten E-Gitarren gewichen. Glatte Gitarrenriffs plätschern unaufgeregt vor sich hin. Sie sind fast ausschließlich in Dur gehalten und frönen der guten Laune. Synthesizer huldigen einmal mehr den 80er Jahren. Am Ende wagt die Band sogar einen Exkurs in Richtung Gospel. Die Waters Sisters, die auch schon in Michael Jackson Songs zu hören waren, haben nun zu Noah and the whale und ihrem dritten Album Life Goes On gefunden.

Nun, wir hatten schon länger darüber nachgedacht, ein paar der Songs mit Gospel-Gesang zu versehen. Produzent Jason Lader hatte auch ein Album von Jenny Lewis produziert, auf dem die Waters Sisters gesungen haben und er meinte nur: Wenn ihr Gospel-Gesang haben wollt, dann müsst ihr diese Mädels ausprobieren. Also kamen sie vorbei und wir waren sofort völlig aus dem Häuschen.

Last Night On Earth ist eine nahezu perfekte Popplatte. Ein bisschen weniger Perfektionismus und dafür mehr Ecken und Kanten hätte den 33 Minuten sicher gut getan. Doch vielleicht muss der Soundtrack zum Aufraffen und Weitermachen genau so klingen.

 

Beim ersten Hören stutzt man ein bisschen, weil Last Night On Earth mit den beiden Vorgänger-Alben von Noah And The Whale nur sehr wenig gemeinsam hat. Die klassischen Folk-Instrumente sind fast völlig verschwunden. Nur noch ganz selten fiedelt eine Geige oder klimpert ein Xylophon.