Album der Woche: Oh Land – Oh Land

Musikerin wurde die Dänin Oh Land, weil sie ihren Traum von einer Ballettkarriere nach einer schweren Verletzung begraben musste. Also orientierte sie sich kurzerhand um und begann, Songs zu schreiben. Mit ihrem zweiten, selbstbetitelten Album will sie international durchstarten.

Sollte es für den Künstlernamen Oh Land tatsächlich eine geografische Entsprechung geben, dann müsste es Alice‘ Wunderland sein: bunt, im wahrsten Sinne fabelhaft und gleichzeitig ein bisschen abstrus. Denn genauso klingt das zweite Album von Oh Land.

Aber der Name bezieht sich nicht auf einen Erdteil, sondern auf das mittlere Stück des Geburtsnamens der Dänin Nanna Øland Fabricius. Für ihr zweites Album Oh Land hat Nanna bei dem Majorlabel Sony unterschrieben und ist von Kopenhagen nach New York gezogen. White Nights erzählt davon, wie verloren und zugleich verzaubert sie in den ersten Tagen am Hudson River war.

Dabei sollte eigentlich alles ganz anders kommen. Jahrelang tanzte Nanna an der elitären Königlich Dänischen Ballettschule und hatte nur ein Ziel vor Augen: Die Rolle der Primaballerina. Doch dann verletzte sie sich am Rückgrat und musste die Ballettschuhe in die Ecke stellen. Ein schwerer Schlag für die damals 19-Jährige. „Sorry, but you’re never gonna dance again“, zitiert Nanna in Break The Chain ihren Arzt und fügt gleich an: „But my feet just keep me moving“.

Aufgeben kam für die Dänin also nie in Frage. Auch wenn sie nie mehr würde tanzen können, von der Bühne konnte sie sich nicht verabschieden. So begann sie noch im Krankenbett die ersten Songs zu schreiben. In ihrer Fantasie wandelte sie leichtfüßig durch eine bunte Fabelwelt, aus der sie den Stoff für ihre Songs strickte. Als Inspiration diente nicht etwa die Plattensammlung ihrer Eltern, sondern Tierdokumentationen. Das natürliche Gleichgewicht der Tierwelt faszinierte sie so sehr, dass sie ihr Debutalbum, das bei einem dänischen Indielabel erschien, Fauna nannte. Von da an ging es in ihrer Heimat steil bergauf, bis sie auf einem Festival entdeckt und von Sony abgeworben wurde.

Mit dem Major im Rücken stiefelt Oh Land nun in großen Schritten der internationalen Karriere entgegen. Auf ihrer neuen Platte bemüht sie eine ganze Armada elektronischer Effektgeräte, verwebt sphärische Klänge mit Hip Hop Beats und blumigen Harmonien. Spielend springt sie zwischen düsterem und euphorischem Sound hin und her und klingt damit wie eine poppige Variante von Björk.

Oh Land selbst vergleicht ihre Musik mit einer Schneekugel: einmal kräftig schütteln und die Soundschnipsel wirbeln durcheinander. Besser könnte man die neue Platte kaum beschreiben.