Album der Woche | Parcels – Parcels

Das fast perfekte Debütalbum

Parcels machen fluffig leichten Discopop, der auch schon Daft Punk überzeugt hat. Die haben im letzten Jahr mit den Australiern eine gemeinsame Single aufgenommen. Damit waren die Erwartungen an das Debütalbum ziemlich hoch gelegt, aber diese Latte überspringen Parcels ganz locker.

Das Album der Woche wird präsentiert von Dockin. Promo-Code: detektor10


Dass junge Menschen nach dem Schulabschluss ihren womöglich ein bisschen langweiligen Heimatort verlassen und anderswo ihr Glück versuchen, ist keine Seltenheit. Meist tut es ja die nächstgrößere Stadt, aber für die Mitglieder der Band Parcels konnte es scheinbar nicht weit weg genug sein. Sie sind von ihrer Heimat Byron Bay an der australischen Ostküste nach Berlin gezogen – fast 16.000 km. Hier haben sie ihr Debütalbum Parcels aufgenommen, das gar nicht nach hektischer Großstadt klingt, sondern ganz leicht und lässig nach Disco, Soft-Rock und French House.

Von Byron Bay nach Berlin

Aufgewachsen sind Parcels mit den Plattensammlungen ihrer Surfer-Eltern, die sie bei ihren musikalischen Unternehmungen immer unterstützt haben. Der Ruf von Berlin als Hotspot der elektronischen Musik hat die fünf Australier schließlich in die Hauptstadt gelockt, erzählt Gitarrist Jules Crommelin.

Wir hatten von der coolen elektronischen Musikszene gehört und dass es sehr billig ist. Das hat uns gereicht, wir dachten – das ist perfekt, denn wir hatten überhaupt kein Geld. Wir hatten auch noch Prag in Erwägung gezogen, aber uns letztlich für Berlin entschieden. Später haben wir festgestellt, dass es hier vor allem Techno gibt und eigentlich nicht viel mehr.

Zu fünft haben sich Parcels eine kleine Wohnung geteilt, drei von ihnen haben in einem Bett geschlafen. Tagsüber haben sie auf der Straße Musik gemacht und abends Songs geschrieben. Das enge Zusammenleben habe sie auf das Leben im Tourvan gut vorbereitet, man lerne zwangsläufig alles über die Stärken und Schwächen der Anderen. Auf einem ihrer vielen Konzerte haben sie im letzten Jahr Daft Punk kennengelernt, die sie gleich zu sich ins Studio eingeladen haben.

Die Zusammenarbeit mit Daft Punk hat uns verändert. Sie haben uns beigebracht, dass wir auf uns selbst hören müssen. Dass wir an uns und unsere Musik glauben können. Ihre Arbeitsweise hat uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir wollen gute Popmusik machen, das ist das Wichtigste. Ich bin sehr dankbar für diese Zusammenarbeit.

Einmal gute Popmusik, bitte!

Ihr Ziel gute Popmusik zu machen, haben Parcels auf ihrem Debütalbum auf jeden Fall erreicht. Mit einem untrüglichen Gespür für Groove und Melodie verbinden sie funky Disco-Gitarren, verträumte Keyboard-Schleifen und butterweichen Satzgesang. Sie schaffen dichte Texturen, in denen jedes Detail durchdacht ist, trotzdem klingen die Songs locker und fluffig wie Sommerwölkchen.

In ihren kurzen Texten geht es hauptsächlich um Beziehungen und andere Menschen, sagt Gitarrist Crommlin.

In jedem Song versuchen wir in eine bestimmte Emotion einzutauchen, das hat normalweise mit einer Person oder einer Beziehung zu tun. Und es gibt noch ein verstecktes Thema, das sich um die Musik selber dreht und wie wir versuchen, musikalisch bei uns selbst anzukommen. Das ist ein Thema, das sich durch das Album zieht.

Mit Parcels haben Parcels die hochgesteckten Erwartungen an ihr Debütalbum ganz locker erfüllt. Man könnte bekriteln, dass bei einigen Songs drei statt fünf Minuten auch gereicht hätten. Aber für Album Nummer zwei muss es ja auch noch Luft nach oben geben.

Redaktion