Album der Woche: Summer Camp – Welcome To Condale

Die fiktive Kleinstadt Shermer, erdacht von Kultregisseur John Hughes, ist ein Mikrokosmos zwischen High School und Elternhaus für das Lebensgefühl der 80er-Teenie-Generation. Die Londoner Band Summer Camp hat sich diesem Lebensgefühl angenommen und mit „Welcome To Condale“ ihr eigenes Shermer erschaffen.

„Ohne dich bin ich besser dran / es gibt kein du und ich“ – singen Summer Camp im Eröffnungssong auf Welcome To Condale und machen sofort klar: Hier geht es um Herzensangelegenheiten. Um die erste große Liebe und den ersten großen Liebeskummer. Um das Aufwachsen im Speckgürtel der Großstadt, um Schule und Eltern, um Aufbruch und Enttäuschung. Musikalisch verpacken Summer Camp das im Soundgewand von Teenie-Filmen aus den 80ern. Und für einen Moment wähnt man sich tatsächlich im Kino: Happy End bei „Eis am Stiel“, der Abspann läuft und die Musik dazu liefert Summer Camp.

{info_1}Hinter Summer Camp verbirgt sich das Londoner Duo Jeremy Warmsley und Elizabeth Sankey. An einem kalten Oktober-Wochenende vor zwei Jahren haben sich die beiden zusammengesetzt und ein paar Songs aufgenommen. Um sich ein bisschen die Zeit zu vertreiben, wie sie sagen. Sie legten ein Myspace-Profil an, auf dem sie behaupteten, sie seien sieben Schweden, die sich mit 14 im Ferienlager kennengelernt haben. Danach ging alles ziemlich schnell. Angesagte Blogs entdeckten die Band für sich und auch Plattenfirmen interessierten sich für Summer Camp.

Zunächst waren sich Jeremy und Elizabeth nicht sicher, ob sie die Sache mit der Band durchziehen sollten. Elizabeth hatte noch nie vor Publikum gesungen und war eigentlich Schauspielerin und Schreiberling, unter anderem für den NME. Der meldete sich eines Tages bei ihr und meinte, sie solle etwas über „diese neue Band Summer Camp“ schreiben. Ohne zu wissen, dass sie Teil der Band war. Rückblickend sei das die Entscheidungshilfe gewesen, das Projekt Summer Camp in die Hand zu nehmen, wie Jeremy und Elizabeth berichten. Das erste Konzert in London war dann auch direkt ausverkauft.

Den Produzenten ihres Debütalbums lernten Summer Camp auf einer ihrer folgenden Touren kennen. Steve Mackey, sonst Bassist bei Pulp, verleiht Welcome To Condale einen Sound, der mit den 80ern liebäugelt, den er jedoch mit modernen Produktionsmitteln, Synthesizern und Drumcomputern subtil aufmöbelt.


Dreh- und Angelpunkt der Songs ist die Kleinstadt Condale, ein fiktiver Vorort von Los Angeles und damit Anknüpfungspunkt an 80er-Jahre-Kultregisseur John Hughes. In seinen Teeniefilmen spielt sich alles in der fiktiven Stadt Shermer ab. Condale ist Summer Camps Pendant. Ein Utopia für aufwachsende, sich verliebende und verlassende Teenager. Da geht es um das 16-jährige Mädchen, das sich in den Sänger der lokalen Rockband verliebt oder den Bürgermeister und seine Affäre zu einem untergehenden Filmsternchen.

Summer Camp vertonen diese Geschichten mit meist beschwingten Popsongs, die auch mal etwas düster sein dürfen. Erwachsenwerden ist ja schließlich auch eine schwindelerregende Gefühlsachterbahn. Welcome To Condale ist eine Liebeserklärung an diesen Lebensabschnitt. Sie klingt rückwärtsgewandt und doch modern. Sollte jemals einer auf die wahnwitzige Idee kommen, Ferris macht Blau neu zu verfilmen, dann sollte Summer Camp mindestens im Abspann laufen.

Redaktion