Album der Woche: Tame Impala – Currents

Der Alleinunterhalter

Mit seinem warmen, ausufernden Psychedelic-Sound hatte Tame Impala-Mastermind Kevin Parker spätestens seit dem letzten Album „Lonerism“ alle in der Tasche. Auf seinem neuen Werk „Currents“ tauscht Parker die verzerrten Gitarren gegen Synthesizer.

Kevin Parker genießt das Alleinsein. Vielleicht liegt das daran, dass er in Perth aufgewachsen ist, einer Stadt die den Beinamen „Einsamste Stadt der Welt“ trägt. Am kreativsten ist Parker nach eigenen Angaben jedenfalls immer dann, wenn er allein ist. Da verwundert es auch nicht, dass er Currents, das dritte Album seines Projekts Tame Impala, wieder komplett im Alleingang aufgenommen und produziert hat.

Musik die rein und einfach klingt

Das Ergebnis klingt ein wenig anders, als man das von Tame Impala bislang kennt. Statt rauschend-verzerrter Gitarrenwände und Stücken, in denen 400 unterschiedliche Dinge gleichzeitig passieren, wollte Kevin Parker dieses Mal einfachere Songs schreiben.

Als ich mir die Platte mal wieder angehört habe, fand ich dass sie gar nicht mehr so schön klingt. Ich wollte Musik machen, die reiner und einfacher klingt. Ich mag minimalistische Musik schon lange, den Raum den es darin gibt. Aber das zu erreichen ist gar nicht so einfach. Wenn man einen richtig guten Minimal-Song schreiben kann, ist das echt eine Leistung.

Keyboard, Bass und Synthies statt Gitarren sind auf Currents das Rückgrat der Songs. Das heißt nicht, dass Parker die Gitarren komplett verbannt hat. Sie tauchen sogar in jedem Song auf, sagt er.

Es gibt immernoch in jedem Song Gitarren. Aber die haben eher so kurze Gastauftritte. Wenn man sie sparsam und unerwartet einsetzt, sind sie dann präsenter. Wie bei einem Orchesterstück, wo der Typ hinten alle paar Minuten auf die Becken haut. Das sind bei mir die Gitarren und nicht dieses ständige Tuckern, das sich durch den ganzen Song zieht.

Textlich beschäftigt sich Kevin Parker auch mit dem Alleinsein. Er singt von zerbrochener Liebe oder unerwarteten Begegnungen mit der Ex, wie in dem Song Past Life. Eine verfremdete Stimme erzählt von so einem zufälligen Treffen, während die Musik zwischen 80er Teenagerfilm-Stehblues und knarzendem Elektro-Lärm taumelt.

Sound neu definiert

Discofunk, HipHop, R’n’B – auf „Currents“ hat Kevin Parker den Tame Impala-Sound neu definiert und doch bleibt der Kern erhalten. Und um den geht es schließlich, sagt er.

Auch wenn die Songs anders klingen als früher, im Kern sind sie alle Tame Impala Songs. Wenn manche Leute finden, dass es zu wenig Gitarren gibt oder sowas, dann haben sie Tame Impala wohl nicht richtig verstanden. Aber mit diesem Album werden auch andere Leute die Musik entdecken und das finde ich sehr beruhigend.

Ein guter Song ist bekanntlich ein guter Song, egal ob mit Gitarre oder Synthesizer gespielt. Und gute Songs gibt auf Currents zuhauf. Allein vor sich hinwerkeln bringt im Fall von Tame Impala eben doch die besten Ergebnisse. Hoffen wir, dass Kevin Parker noch oft Gelegenheit zum Alleinsein haben wird.

Redaktion