Album der Woche: Tame Impala – Lonerism

Der ausufernde Psychedelic-Sound des 2010er Albums „Innerspeaker“ war zwar musikhistorisch betrachtet nichts Neues. Dennoch hatten die Lieder von Tame Impala etwas derart Frisches, dass man sich fragte, warum vorher noch keiner auf die Idee gekommen ist, diese Art der Musik wiederzubeleben. Nun ist das zweite Tame Impala-Album „Lonerism“ erschienen.

Zwei Jahre ist es her, dass Kevin Parker mit seiner Band Tame Impala Innerspeaker veröffentlichte. Ein Debüt-Album, das aufgrund seines frischen und ausufernden Psychedelic-Sounds überraschte. Es schien wie aus der Zeit gefallen, blieb aber gerade deshalb immer aktuell.

Doch anstatt sich auf dem Erfolg auszuruhen, entwickelte Parker den Sound von Tame Impala weiter. So ist Lonerism eine Platte geworden, die zwar die psychedelischen Elemente des ersten Albums aufnimmt, diese aber dem Hörer mit noch mehr Wucht entgegensetzt. Das Herausragende an Tame Impala ist, dass die Band eigentlich das Ein-Mann-Projekt von Kevin Parker ist.

Ich arbeite immer allein. Ich nehme die Musik allein auf. Erst, wenn wir die Lieder proben und sie live spielen, sind wir eine richtige Band. Sie sind meine besten Freunde und ich vertraue auf ihre professionelle Meinung, natürlich beeinflussen sie so mich und meine Musik ein Stück weit.

Druck hatte Parker beim Schreiben des Albums nicht. Die Aufnahmen zu Lonerism waren eher geprägt von großen Freiheiten.

Der Aufnahmeprozess war viel offener und befreiender. Ich habe immer wieder verschiedene Dinge ausprobiert. Zu den Aufnahmen für Innerspeaker habe ich mir selber nicht so viele Freiheiten zugestanden, aber auf dieser Platte habe ich verschiedene Instrumente, Stile und Drum-Maschinen ausprobiert, um der Platte einen kosmischeren, verrückteren und explosiveren Sound zu verleihen.

Wie schon auf dem ersten Album dominieren auch auf Lonerism 60er und 70er Jahre Klangästhetiken. Besonders die erste Hälfte der Platte ist bestimmt von ausufernden Gitarren- und Synthesizer-Sounds, die über den Hörer wie eine riesige Welle einbrechen. Im Interview sagt Parker, dass die Melodie seine Songs bestimmt, was man Lonerism besonders in der zweiten Hälfte anhört. Die Lieder werden mehr von einzelnen Instrumenten, einem musikalischen Thema oder einer Melodie getragen. So stechen besonders reduzierte Lieder wie Sun’s Coming Up heraus. Thematisch gibt schon der Albumtitel die Richtung vor.

Auf dieser Platte geht es mehr um eine Person, die realisiert, dass sie dazu bestimmt ist, allein zu sein. Es geht um die Situationen, die Höhen und Tiefen, die jemanden in einen Außenseiter verwandeln. Ich genieße es definitiv, allein zu sein. Natürlich verbringe ich auch gern Zeit mit meinen Freunden, aber ich bin viel kreativer, wenn ich allein bin.

Parker verfolgt das Thema des Alleinseins das gesamte Album hindurch. So beschäftigt sich jedes Lied mal mehr, mal weniger mit den verschiedenen Ausprägungen von Einsamkeit oder Isolation. Der Mantra-artig vorgetragene Text auf dem Opener Be Above It handelt beispielweise davon, sich von anderen unabhängig zu machen.

In einer Gesellschaft, in der maximale, soziale Vernetzung und ständiger Austausch von den Menschen erwartet wird, ist es beruhigend zu hören, dass es auch ok ist, allein zu sein. Zumal man eine Platte wie Lonerism eh am liebsten abgeschottet von der Welt auf voller Lautstärke genießen möchte, um sich dem überbordenden Sound Tame Impalas hinzugeben.