Album der Woche: The 2 Bears – Be Strong

The 2 Bears aus London machen seit drei Jahren House- und Elektro-Musik. Am Anfang sind sie vor allem in der schwulen Szene gut angekommen – kein Wunder, denn das englische Wort „bear“ steht im Slang für eher bärenhaft aussehende Schwule. Mittlerweile erreicht die Musik der 2 Bears auch größere Kreise.

Wer Joe Goddard und Raphael Rundell aus London gesehen hat, dem leuchtet der Bandname The 2 Bears gleich ein: Zwei bärtige und rundliche Männer, die etwas brummig, aber irgendwie gemütlich aussehen. Außerdem ist der Name eine bewusste Referenz an die vielen schwulen DJs und Produzenten, die die House- und Disco-Musik geprägt haben. Die Musik der 2 Bears hat aber nichts Brummbärenhaftes – vor allem nicht Joe Goddards sanfte Stimme. Die dürfte Freunden elektronischer Musik bekannt vorkommen: Goddard ist ein Fünftel der gefeierten Elektro-Pop-Helden von Hot Chip.

Weniger prominent ist Goddards Kompagnon, der DJ und Produzent Raf Rundell. Über den Weg gelaufen sind sich die beiden irgendwo in der Londoner Club-Szene. Sie haben hin und wieder zusammen aufgelegt und gefeiert und schnell ihre gemeinsame Vorliebe für House-Musik entdeckt. Bis zur Idee, zusammen ein paar Tracks aufzunehmen, war es da nicht mehr weit. Anfang 2010 erschien ihre erste EP, es folgten zwei weitere sowie diverse Remixe. Das Projekt The 2 Bears lief so gut, dass jetzt das erste vollständige Album da ist: Be Strong.


Be Strong ist eine Hommage an die große Zeit der House-Musik. Und zugleich der Beweis, dass die vier Viertel der Bass-Drum niemals langweilig werden – solange man sie so raffiniert um andere Sounds, Samples und Melodien ergänzt, wie The 2 Bears das machen.

Viele der Tracks sind klar für den Dancefloor gedacht. Das erinnert manchmal an die 90er, als dumpfe Bässe und simple Keyboard-Akkorde schwer angesagt waren. The 2 Bears driften aber nie in ein albernes Euro-Dance-Revival ab. Das liegt unter anderem an Joe Goddards sanfter und zurückgelehnter Stimme. Dank ihr behalten die Tracks eine gewisse Leichtigkeit.

Und The 2 Bears können mehr als astreine Clubmusik: Die Songs bergen Details, die man erst nach und nach entdeckt. Hier tauchen orgel-artige Klänge auf, dort entstehen düstere Sound-Landschaften, in die immer wieder Samples von Stimmen oder Bläsern einbrechen.

Auf Be Strong mischen the 2 Bears ihre House-Beats mit Dancehall, souligen Harmonien und treffsicheren Pop-Melodien. Time in Mind ist sogar ein wunderbar entspannter Ausflug in die Country-Musik: Raf Rundell singt und klampft dazu auf der Akustik-Gitarre, Joe Goddard legt einen Dancehall-Beat und ein paar gesampelte Stimmen drunter, dazu erklingt eine echte Steel-Guitar. Gerade haben The 2 Bears noch in London Party gemacht, plötzlich cruisen sie auf dem sonnigen Highway in Richtung Nashville.

Neben der Experimentierfreude zeichnet The 2 Bears vor allem eines aus: Ihr Humor. In den Videos fahren die beiden schweren Männer in lächerlichen Bären-Kostümen Straßenbahn, oder sie stehen auf der Bühne hinter einem Berg von Elektronik und spielen mit Pelz-Kostüm und hochrotem Kopf ein Live-Set. Die beiden scheinen eine Menge Spaß zu haben, und das hört man jedem einzelnen Song an.

Redaktion