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Album der Woche: The Decemberists – The King Is Dead

Auf ihrem letzten Album „The Hazards Of Love“ trieben die Decemberists Komplexität und Verkopftheit auf die Spitze. Es hat nicht viel gefehlt und sie wären wohl in die Progrock-Schublade verbannt worden. Aber nichts da. Auf ihrer neuen Platte hat sich die Band aus Portland von allem überflüssigen Schnickschnack verabschiedet und ein reduziertes, wunderschönes Countryalbum aufgenommen.

Here we come to a turning of the season – Schon mit der ersten Textzeile macht Decemberists-Frontmann und Songschreiber Colin Meloy dem Hörer klar, dass er sich auf etwas Neues einstellen sollte. Vorbei sind die Zeiten der Konzeptalben und vertrackten 18-Minuten-Stücke. Auf ihrer neuen Platte The King Is Dead haben die fünf Musiker ihr Hauptaugenmerk nicht mehr auf die große, alles-umschließende Idee, sondern wieder auf den einzelnen Song gerichtet. Das ist aber nicht die einzige Veränderung: Durch seinen Umzug ins Umland von Portland inspiriert, hat Meloy tief in der Kiste mit traditioneller, amerikanischer Musik gegraben und zehn Stücke geschrieben, die vor allem von Country und Folkmusik im Stile von Neil Young beeinflusst sind.


Die reduzierte Herangehensweise zeigt sich deutlich in den einfachen Arrangements und der größtenteils akustischen Instrumentierung. Auch die Aufnahmebedingungen für das Album waren geradezu spartanisch: eine Scheune ohne Heizung und Innentoilette in der Nähe von Portland diente als Studio. Doch die widrigen Umstände hört man den Songs mitnichten an. Die Konzentration auf das Wesentliche kommt den Stücken eher zugute. Sie sind leicht, aber nicht banal, sondern gelingen genau so brillant, wie man es von den Decemberists gewohnt ist. Die neue, ländliche Umgebung schlägt sich auch in Meloys Texten nieder. Er besingt hohe Berge, mächtige Flüsse und schafft es mit seiner January Hymn sogar, den schnee- und eisgeplagten Hörer mit dem Winter zu versöhnen.

Die Alternative-Country-Sängerin Gillian Welch bildet bei einem Großteil der Songs auf The King Is Dead den weiblichen Gegenpart zu Colin Meloys charakteristischer Stimme. Der Harmoniegesang der beiden lässt zusammen mit Violine, Mundharmonika und einer herzzerreißenden Pedal-Steel-Gitarre wie in All Arise! oder Dear Avery das Herz eines jeden Country-Liebhabers höher schlagen. Auch R.E.M.-Gitarrist Peter Buck war bei einigen Stücken mit von der Partie und drückt den Songs unüberhörbar seinen Stempel auf (Calamity Song).

Die Richtungsänderung – weg von Minisymphonien hin zu einfachen, klassischen Songstrukturen – ist der Band hervorragend gelungen. Ihre Stücke klingen beschwingt und unbeschwert und sind trotz ihres Ohrwurmpotentials nicht nervig. Mit The King Is Dead kredenzen uns The Decemberists schon jetzt das erste musikalische Highlight des Jahres.

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