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Album der Woche: Toro Y Moi – Underneath The Pine

Chazwick Bundick – der Kopf hinter Toro Y Moi – wurde mit seinem Anfang 2010 erschienenen Debüt „Causers Of This“ zum Wegbereiter der sogenannten Chillwave-Bewegung auserkoren. Nun erscheint mit „Underneath The Pine“ der Nachfolger.

Toro Y Moi – der Stier und ich, der Stier und Chazwick Bundick. So heißt der Amerikaner, der hinter dem ungewöhnlich europäisch klingenden Bandnamen steht. Mit Underneath The Pine erscheint jetzt bereits das zweite Album des 23-jährigen, nur ein Jahr nach seinem Debüt. Scheint so, als ob Bundick ein großer kreativer Output innewohnt. Das passt auch gut zum Motto seines Heimatstaates South Carolina: „Bereit an Geist und Mitteln“.

Die Geschichte von Toro Y Moi beginnt in Chazwicks Schulzeit. Damals spielte er noch in einer Punkband, wie viele pubertierende Teenager es eben so tun. Toro Y Moi war damals nur ein Nebenprojekt. 2001 nahm er dann zu Hause erste Songs auf. Es dauerte nicht lange und aus den Sessions im Schlafzimmer wurden Live-Auftritte. Nach seinem Abschluss als Grafik Designer 2009, beschloss er, die Sache mit der Musik ernsthaft anzugehen- ein Jahr später erschien sein Debüt Causers Of This.


Seine erste Platte brachte ihm reichlich Lob ein, vor allem in Blogs wurde er regelrecht gehypt. Die Chillwave-Bewegung überrollte ihn und hatte in Bundick, neben Neon Indian oder Beach House, einen neuen Anführer gefunden. Was macht man also, wenn man unfreiwillig zum Häuptling der Chillwave-Ära ernannt wird? Man erfindet sich neu. Und genau das macht Chazwick Bundick auf Underneath The Pine.

Während er auf seinem Debüt alle Songs am Laptop produziert hat, setzt er nun auf echte Instrumente: In Good Hold klimpert das Klavier, in Go With You ertönt ein knarziges E-Piano. Keine Samples, elektronische Frickeleien oder Sounds, die am PC erzeugt wurden – Bundick kehrt zurück zur Natur, unter die Kiefer sozusagen, wie es im Albumtitel heißt. Somit gibt er seinen Kritikern einen sanften Tritt in den Hintern und zeigt, dass er sich nicht in Schubladen stecken lässt.

Bundick schreibt auf seiner Website, dass das Album wie „eine glückliche Familie“ klinge. Das kann dann eigentlich nur eine Familie aus den 70er Jahren sein, denn man fühlt sich beim Hören direkt in diese Zeit zurückversetzt. Das ist auch nicht wirklich verwunderlich, wenn man bedenkt, dass es vor allem die Plattensammlung seiner Eltern war, die Bundick beeinflusst hat. Auch in den Texten findet sich der Bezug zu Familie, Freunden und Beziehungen wieder. Der Tod wird im Song How I Know thematisert: „This is where I want you to take me when I die / and I’m full of sleep / underneath the pine in a bed of leaves“.

Bundick verwendet für seine Stimme viel Echo und Hall, wodurch sie etwas Sphärisches und Unendliches bekommt. Die Songs fangen durch die warmen Synthesizerklänge das Gefühl von Freiheit und Glückseligkeit ein. Still Sound überzeugt durch seinen unbeschwert groovenden Rhythmus – Synthie-Pop vom feinsten. Die Platte gleitet nur so dahin und nach 39 Minuten stellt man entsetzt fest, dass es das schon war. Also gleich noch eine Runde Toro Y Moi. Und wieder umfängt einen die warme und schwebende Atmosphäre. Man fühlt sich ein bisschen so, als ob man auf Drogen wäre – Drogen für die Ohren. Denn Underneath The Pine macht süchtig.

Bundick setzt mit Underneath The Pine ein Zeichen – er scheint seine Musik losgelöst von sämtlichen Klischees und Kategorien zu sehen und wagt etwas: weg vom erprobten Erfolgreichen, hin zum neuen Unbekannten. War er letztes Jahr der Chillwave-König, könnte er dieses Jahr die „Post-Funk“ oder „New Groove“-Bewegung anführen. Das dürfte Bundick allerdings nicht sonderlich interessieren. Er macht Musik, unabhängig davon, was die Menschen von ihm erwarten. Mit Underneath The Pine ist er auf dem Boden geblieben und hat Wurzeln geschlagen. Genau dort, wo er sich momentan am wohlsten fühlt: unterhalb der Kiefer.

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