Bob Dylan | Eine Lichtgestalt wird 75

Kostbare Kunst

Bob Dylan gilt als einer der einflussreichsten Künstler unserer Zeit. Heute feiert er seinen 75. Geburtstag. Ans Aufhören denkt er nicht. Seit Jahren ist er als Anwärter für den Nobelpreis im Gespräch. Dabei bräuchte der Preis Dylan dringender, als Dylan den Preis.

Bob Dylan würde dem Literaturnobelpreis guttun

Rund 100 Millionen Tonträger soll er bis jetzt verkauft haben, seine Songs wurden zu Hymnen ganzer Generationen: Heute wird der legendäre Bob Dylan 75 Jahre alt.  Am 24. Mai 1941 kam er in Duluth (Minnesota) als Robert Zimmermann zur Welt. Später benannte er sich nach dem irischen Dichter Dylan Thomas.

Heute ist Bob Dylan eine lebende Legende. Im Laufe seiner Karriere hat er zahlreiche persönliche wie musikalische Verwandlungen durchgemacht.

Dylan hat Songs gemacht, bei denen man nur den Titel zitieren muss und hat ein bestimmtes Lebensgefühl, eine bestimmte Einstellung zur Welt im Kopf. – Heinrich Detering, Universität Göttingen

Seit Jahren gilt er wegen seiner Songtexte zudem als heißer Kandidat für den Literaturnobelpreis – allerdings ging der bislang selten an Musiker. Dylan als Preisträger würde dem stark auf das gedruckte Wort fokussierten Nobelpreis guttun, meint Heinrich Detering:

Es würde sich lohnen wahrzunehmen, dass sich im Laufe des 20. Jahrhunderts eine Poesie entwickelt hat, Weltpoesie, die aufgeführte, gesungene Poesie ist. – Heinrich Detering, Literaturwissenschaftler

Bob Dylan der Plagiator?

Dem Titel im Wege stehen könnte Dylans sehr freie Auslegung des Copyrights. So wurden Plagiatsvorwürfe laut, als er 2001 sein Album „Love and Theft“ veröffentlichte. Auf der Platte hat er Passagen aus Countrysongs und Weltliteratur von Shakespeare bis Brecht wild gemischt. Heinrich Detering hat sich Bob Dylan genau wegen dieses Verständnisses von Urheberschaft wissenschaftlich zugewandt, sein kürzlich erschienenes Buch „Stimmen aus der Unterwelt – Bob Dylans Mysterienspiele“ widmet sich unter anderem diesem Thema.

Er macht Songs wie Collagen aus ihren Texten. Er schneidet aus, klebt zusammen, ohne dass man noch irgendeine Bruchkante bemerken würde. – Heinrich Detering

Was die politische Dimension seines Schaffens betrifft, so glaubt der Literaturwissenschaftler, dass er nur in den frühen Jahren seiner Karriere eine politische Agenda verfolgt habe. In dieser Zeit entstanden Lieder wie „The Times They Are A-Changin“ und er spielte beim March on Washington, was sein Image bis heute prägt.

Für Professor Heinrich Detering greift dieser Ruf zu kurz. Er sieht den Musiker heute in einer neuen Schaffensphase. Im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Maj Schweigler erklärt er literarische Aspekte von Dylans Werk und seinen popkulturellen Einfluss.

Dylans Kunst ist ihm zu kostbar, als dass er sie in den Dienst einer aktuellen Angelegenheit stellt.Prof. Dr. Dr. Heinrich DeteringFoto: Jens Gerdes / Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung 

Einer der größen Hits von Bob Dylan und zugleich eine Erschütterung für die Folk-Szene, die damals den Einsatz von verzerrten E-Gitarren mit Argwohn betrachtete:

Redaktion: Marc Zimmer

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