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Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte

Sie waren die Begründer des Techno, sind aber den wenigsten Leuten bekannt: Fraktus. Seit ihrer Trennung Anfang der 1980er haben sich die drei Mitglieder nicht mehr gesehen. Nun sollen sie für einen Dokumentarfilm ein Comback versuchen. So richtig ernst gemeint ist das alles nicht.

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Gleich zu dem Zeitpunkt, wo das rauskommt, weiß man noch gar nicht, wie large das eigentlich ist. Und erst 15 Jahre später, weil das in Werbeclips war oder im Hollywood-Film sogar, bleibt das am Leben und dadurch merkt man dann erst, was für einen Impact Fraktus eigentlich hatten. Sowohl für Deutschland als auch international. (Jan Delay)

Für mich war Fraktus die größten, muss ich sagen. Ich will nicht sagen Vorbilder, aber wir haben die doch alle sehr gut gefunden. (Stephan Remmler, Trio)

H.P. Baxxter von Scooter, Dj Marusha, Blixa Bargeld und Jan Delay sind sich einig: Fraktus haben den Techno erfunden. Zwar wirkte die Band in den vier Jahren ihres Bestehens im Untergrund, aber ohne das Trio aus Brunsbüttel wäre die elektronische Musik heute nicht das, was sie ist. Das zumindest behauptete der Film Fraktus – das letzte Kapitel der Musikgeschichte, der jetzt in die deutschen Kinos kommt.

Die Geschichte von Fraktus ist schnell erzählt: 1980 gründen Bernd Wand und Dirk „Dicki“ Schubert die Band Freakazzé. Ihr erster Hit, Big Bell, der mit Hundegebell den Big Ben imitiert, verschwindet in der Versenkung. Kurz darauf kommt Produzent Torsten Bage dazu und aus Freakazzé wird Fraktus. Die drei beginnen verrückt zu experimentieren, erfinden neue Instrumente, wie die Beatmaschine und legen damit den Grundstein für das Sampling. Gepaart mit den absurden Texten entsteht das, was H.P. Baxxter und Co den Ursprung des Techno nennen.

Obwohl oder gerade weil Fraktus ihrer Zeit voraus waren, wurden sie nur Insidern bekannt. Die bedienten sich dafür begeistert an den Ideen der Band, wie Westbam erzählt.

Aber 1983, bei einem Konzert in Hamburg passiert die Katastrophe, die zur Trennung der Band führt.

1983 bricht bei einem Konzert in Hamburg aus bis heute ungeklärten Umständen Feuer aus. Die Konzerthalle Turbine brennt bis auf die Grundmauern nieder. Wo damals jede Nacht tausende von Menschen tanzenten, parken heute Autos. Was genau bei diesem Konzert in Hamburg, dem letzten Konzert in der Turbine, passiert ist, weiß ich nicht, aber so wie mir das erzählt wurde, ist das Feuer außer Kontrolle geraten und ziemlich viel Instrumentarium drauf gegangen und das war’s. Das war das Ende von Fraktus.

Heute, 25 Jahre später, entdeckt Musikproduzent Roger Dettner, gespielt von Devid Striesow, eine alte Kassette von Fraktus und setzt sich zum Ziel, die Band wieder zu vereinen. Das wird gar nicht so leicht.

Dettner: Und das Verhältnis heute zu den beiden, wie würdest du es beschreiben?
Bage: Es ist ein Nicht-Verhältnis. Wie soll es sein? Wir haben uns 20 Jahre nicht gesehen. ich würde nicht sagen, wir sind verfeindet, aber wir sind auch nicht befreundet.

Dettner: Kannst du dir ein Comeback von Fraktus vorstellen?
Bage: Nein.

Schließlich kann er die drei überreden, noch einmal gemeinsam ins Studio zu gehen. Das allerdings endet in einer Katastrophe.

Was wie ein Dokumentarfilm beginnt, entpuppt sich nach spätestens zwanzig Minuten als hervorragende Komödie über das Musikgeschäft. „Mockumentary“ nennt man solche Filme, die so tun, als seien sie Dokus, diese in Wirklichkeit aber parodieren.

Fraktus ist eine Erfindung von Studio Braun, dem Spaßprojekt von Heinz Strunk, Rocko Schamoni und Jaques Palminger, die im Film die Hauptrollen spielen. Gerade weil die drei selbst Musiker sind, gelingen ihnen extrem überspitzte, aber sehr komische Portraits der Bandmitglieder. Am Ende weiß man gar nicht, welches der drei das dümmste ist. Das alles ist sehr liebevoll gespielt und wird an keiner Stelle albern oder böshaft.

Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass die Grenzen zwischen Fiktion und Realität bei Fraktus fließend ist. Denn aus der Filmband ist auch die echte Band Fraktus entstanden: Beim diesjährigen Melt-Festival spielte die Band vor tausenden Zuhörern, was tierisch in die Hose ging. Im November versuchen es die drei noch einmal auf deutschen Bühnen und touren mit ihrem gerade erschienen Best Of Album durch das Land. Vielleicht lässt sich ja jetzt der ein oder andere Technoproduzent doch noch auf eine Kollaboration ein.

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