Die Wahrheit in mir – Hanne Kolstø und ihr Debütalbum “Riot Break”

Auf dem SPOT Festival in Dänemark verzauberte sie das Publikum mit ihrem düsteren Sound und dem natürlichen Charme. Außerhalb ihrer Heimat Norwegen ist Hanne Kolstø allerdings noch wenig bekannt. Das sollte sich mit ihrem ersten Album „Riot Break“ jedoch schnell ändern.

Ihren Namen sollte man sich definitiv merken: Hanne Kolstø. Die Norwegerin erschafft auf ihrem ersten Album Riot Break eine derart dunkle, aber gleichzeitig befreiende Stimmung, dass einem bei jedem Lied anders ums Herz wird. Poetisch, aber dennoch sehr direkt singt sie von den dunklen Geheimnissen des Lebens, von persönlicher Freiheit und Zufriedenheit.

Die Songs von Hanne Kolstø changieren zwischen schwerem Elektro, Streicher-Einsätzen und fast lieblichen Akustik-Momenten. Die Musikern beschreibt ihren Sound selbst so:

Pop-Musik mit elektronischen uns Singer/Songwriter-Einflüssen. Alles, was mir so in den Sinn kommt.

Hanne Kolstø weiß dabei genau, wie sie diese verschiedenen musikalischen Stilmittel miteinander verbinden muss, ohne sie einander fremd oder zu viel auf einmal wirken zu lassen. Schwere Elektro-Bässe gehen wie in What The Wind Can’t Carry in langsame Streicher-Passagen über. Oder sie mischt wie in dem Titelsong Riot Break Hip-Hop mit 80er-Jahre Synthesizer-Klängen. Woher kommt also diese Vielfältigkeit?.

Ich glaube, das kommt von sieben Jahren Arbeit im Plattenladen. Ich habe ganz viele verschiedene Genres ausprobiert, hab mal ein Jahr nur Techno gehört und bin dann zu Soul übergegangen. Das hat meine Musik sehr beeinflusst.

Sieben Jahre Plattenladen. Da hört man schon den einen oder anderen Künstler raus, der den eigenen musikalischen Stil nachhaltig beeinflussen kann. Im Falle von Hanne Kolstø ist das neben Radiohead und PJ Harvey besonders Trent Reznor, der Frontmann der Nine-Inch-Nails.

Trent Reznor ist mein großes Idol. Er schreibt wahnsinnig gute, düstere Songs. Das mag ich. Ich bin grundsätzlich ein sehr glücklicher Mensch, wenn ich keine Musik mache. Aber es gibt diese dunkle Seite in mir, die ich mir in meiner Musik von der Seele schreibe. Und Trent Reznor ist so gut darin. Ich mag es, wie er Rock mit Electro und dunklen Texten verbindet.


Trotz ihrer Leidenschaft für die Musik von Trent Reznor imitiert Hanne Kolstø den Künstler nicht, wie auf Riot Break generell nichts nach musikalischem Imitat oder Abklatsch klingt. Ihre Lieder haben etwas Selbstverständliches und sehr bodenständiges, denn wenn sie in dem Eröffnungssong singt, dass sie sich genau da befindet, wo sie sein will und sich dabei frei fühlt, dann glaubt man ihr das aufs Wort. Genau wie man ihr ohne Wiederrede abnimmt, dass sie sich für niemanden ändern würde.

Natürlich gibt’s Leute, die einen dazu bringen wollen, bestimmte Dinge zu tun. Das macht mir bewusst, wie wichtig es ist, man selbst zu sein. Deswegen mach ich das alles. Ich bin auf der Suche nach der Wahrheit in mir und will das nach außen tragen.

Die eigene, persönliche Wahrheit finden und sich selbst treu bleiben – ein hehres Ziel, an dem schon viele gescheitert sind. Hört man die Musik von Hanne Kolstø, scheint das aber etwas zu sein, was selbst den größten Zweiflern im Handumdrehen gelingen sollte. Hanne Kolstø macht deshalb noch lange nicht verkopfte Musik – sie macht Musik, die ehrlich und wahrhaftig ist.