Film über Musiker Tobias Gruben

„20 Jahre alte Musik, immer noch relevant“

Der Regisseur Oliver Schwabe hat viele Musikfilme gedreht. Der neueste handelt von Tobias Gruben, ein weitgehend unbekannter Künstler, der das Potenzial gehabt hätte, ein großer Pop-Star zu werden und im Alter von 33 Jahren an einer Überdosis starb. Im Interview spricht Schwabe über „Die Liebe frisst das Leben“.

Die verhinderte Karriere des Tobias Gruben

Er hätte ein großer deutscher Pop-Künstler werden können. Und zwar ein ernstzunehmender, mit Rock’n’Roll-Authentizität vom Kaliber Rio Reiser oder Falco. Tobias Gruben verbucht mit Bands wie „Cyan Revue“ oder „Die Erde“ erste Erfolge und steht 1996 ganz kurz vor dem Durchbruch und einem Plattenvertrag bei Universal Music. Aber Tobias Gruben stirbt vorzeitig. Im Alter von 33 Jahren nimmt er eine Überdosis Heroin in seiner Hamburger Wohnung.

Der Filmautor Oliver Schwabe hat über die verhinderte Karriere des Tobias Gruben einen Film gemacht. Er heißt “Die Liebe frisst das Leben” und ist eine Geschichte über einen sehr talentierten jungen Mann, der in seinen kurzen 33 Lebensjahren um Anerkennung kämpft. Um die der Musikwelt, noch mehr aber um die seines überdominanten Vaters.

Kaum Filmmaterial vorhanden

Dass Tobias Gruben nie bekannt wurde, hat auch Schwabe bei seiner Arbeit vor Probleme gestellt. Es gab nämlich kaum visuelles Material. Lediglich ein paar Fernsehauftritte und Amateur-Aufnahmen von Fans. Und auch einige Interviewpartner aus dem Familienkreis von Gruben wollten sich nicht filmen lassen.

Auf Grund dieser Archivlage hatte ich eben die Idee, Bands Stücke von Gruben spielen zu lassen, also covern zu lassen. Um da eben eine Bildebene und auch eine inhaltliche Ebene zu erzeugen und zu zeigen, dass die Musik immer noch relevant ist, auch wenn sie schon über 20 Jahre alt ist. – Regisseur Oliver Schwabe

Bands und Künstler*Innen wie Messer, Isolation Berlin, Tellavision oder Tom Schilling steuern Coverversionen zum Film bei. Diese werden zum Filmstart auch als Musikalbum veröffentlicht, als Compilation mit unveröffentlichtem Material von Tobias Gruben.

Wie hat Oliver Schwabe den Künstler entdeckt? Nach welchen Kriterien hat er die Bands für die Coverversionen ausgewählt? Und warum kann Schwabe gleichermaßen Filme über Heino, Eurodance, Prince und Indie-Musiker wie Tobias Gruben drehen? Diese Fragen beantwortet Regisseur Oliver Schwabe im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Christian Erll.

„Die Liebe frisst das Leben“ kann man seit heute auf der Vimeo-Seite des Filmverleihs im Stream gegen Gebühr sehen. 50 Prozent des Erlöses kommen dabei den Kinos zu, die den Film ins Programm aufgenommen haben, ihn aber nun wegen der Corona-Maßnahmen nicht zeigen können.

Redaktion