Fünf Tage South by Southwest 2013 – ein Fazit

Seit 1987 gibt es das South by South West in Austin, Texas. Die Créme de la Créme der Musikszene versammelt sich dort bei einem der größten Festivals weltweit. Für viele Bands ist es ein Sprungbrett zum internationalen Durchbruch. Wir waren vor Ort, um herauszufinden, was eigentlich dran ist am Mythos South by Southwest.

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Es ist Mittwoch gegen zwölf Uhr auf dem Parkplatz eines Plattenladens in Austin, Texas. Der ehemalige Sonic Youth Sänger Thurston Moore stellt seine neue Band Chelsea Light Moving vor. Leute halten ihre Handys in die Höhe und machen Fotos, sie trinken Energy-Drinks oder kaufen noch schnell das neue Nick Cave Album. Denn der kommt in einer halben Stunde und gibt Autogramme.

Nein, das ist kein ganz normaler Mittwoch. Es ist der erste Tag des South by Southwest Musikfestivals. Für eine Woche befindet sich die Stadt im Ausnahmezustand. Zehntausende Künstler, Agenten, Promoter, Medienmenschen und Musikfans strömen jedes Jahr nach Austin für den ultimativen Musikoverkill. Sie reisen aus der ganzen Welt an, nur um bei diesem Festival dabei zu sein. Einer ist z.B. Pedro Andres aus Lissabon.

Ich komme das achte Jahr in Folge hier her. Ich komme immer wieder nur für das Festival, weil ich süchtig danach bin. Die Atmosphäre hier ist einfach unglaublich. Du läufst von einem Venue zum anderen und singst laut auf der Straße.

Die Auswahl an Konzerten und Showcases ist in der Tat überwältigend. Schon tagsüber schallt es aus jeder Bar und jedem Club anders zur Tür heraus. Es gibt Kleinstkonzerten mit zwanzig Besuchern, aber auch riesige Open-Air-Bühnen. Der Journalist Stephen Seigel fährt schon seit 15 Jahren zum SXSW und erzählt, was sich seitdem verändert hat:

Früher waren es hauptsächlich lokale und regionale Bands, heutzutage gibt es auch einige große Namen. Wer hätte gedacht, dass Bruce Springsteen mal hier spielen würde. Aber es macht natürlich auch Spaß, Bands zu entdecken, die man noch nicht kannte. Dafür würde man vielleicht zu Hause nicht 20 Dollar Eintritt bezahlen, aber hier sind sie alle vor deiner Nase. Es ist als würden alle Bands der Welt für eine Woche ist Austin sein.

Bei dieser Masse an Veranstaltungen den Überblick zu behalten ist unmöglich. Tagsüber gibt es kostenlose inoffizielle Veranstaltungen, abends dann die offiziellen Showcases. Wer dort bevorzugt reinkommen will, muss tief in die Tasche greifen. Für die sogenannten Badges legt man mindestens 500 Dollar hin. Für Armbänder, so eine Art zweite Klasse Tickets, zahlt man immer noch 180 Dollar. Tickets für die ganz großen Acts wie Prince oder Depeche Mode gibt es nur per Verlosung.

Da ist es für die Newcomer gar nicht so einfach, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Für die Jungs von der Landauer Band Sizarr hat sich die Reise nach Texas trotzdem gelohnt, finden sie:

Das ist eine Riesenerfahrung. Wir haben auch total Bock drauf gehabt und es ist echt geil geworden. Ob’s uns businessmäßig was gebracht hat, sehen wir dann im Nachhinein. Aber das steht ja nicht unbedingt im Vordergrund. Natürlich fahren wir nicht nur hier hin um einfach Fun zu haben, aber wir fahren auch nicht nur hier hin um fett Asche zu machen. Es geht um die Erfahrung. Jeder muss hier gespielt haben.

Der Musiker Daniel Brummel sieht das Ganze etwas nüchterner. Er kommt aus Los Angeles und spielt unter anderem bei der Band Spain:

Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist hierher zukommen, aber wir machen es trotzdem. Wir machen das eigentlich nur, um unsere Freunde zu treffen, weil sowieso alle hier sind und es ist einfach eine Riesenparty in Texas. Früher dachte ich, man könnte hier geschäftlich irgendwie vorankommen. Aber jetzt mache ich das nur noch, weil ich Musik liebe und um ein paar Tage in Austin zu sein.

Geduld ist beim SXSW das oberste Gebot. Denn viele Menschen bedeuten natürlich auch ausgebuchte Hotels, Staus auf den Straßen und lange Schlangen vor den Clubs. Und nicht immer erhält man zum gewünschten Konzert auch Eintritt. Bei gehypten jungen Acts wie Alt-J oder Kultbands wie den Flaming Lips sollte man sich besser schon ein bis zwei Stunden vorher anstellen.

Warum man vorher viel Geld bezahlt hat, um mit anderen Menschen, die auch viel Geld bezahlt haben, in der Schlange zustehen? Diese Frage sollte man sich besser nicht stellen. Denn schließlich ist man dabei gewesen. Und Texas im Frühling ist ja irgendwie auch ganz schön.

Redaktion