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Hercules and Love Affair – Andrew Butler im Interview

Geschmäcker ändern sich, das gilt für den Gaumen wie für den modischen Geschmack aber vor allem auch für das Ohr. Seit dem Erscheinen ihres Debütalbums trägt die New Yorker Band Hercules and Love Affair den Disco Sound der 70er und frühen 90er zurück in die Clubs von heute.

Ende der 80er Jahre nimmt Denver, im US Bundesstaat Colorado, eine besondere Stellung im Kosmos der elektronischen Musik ein. Zwischen den Zentren der damals zeitgenössischen House Music, Chicago und San Francisco gelegen, war die Stadt ein fruchtbarer Nährboden für Andrew Butler. Er wächst in den Clubs von Denver auf und sammelt bereits mit 15 seine ersten eigenen Erfahrungen als DJ.

Wenige Jahre später zieht es ihn nach New York, wo er in der Szene des East Village schnell auch als DJ erfolgreich ist. An dieser Stelle, und im Jahr 2003, beginnt die Geschichte von Hercules and Love Affair, dem Bandprojekt von Andy Butler. Schnell finden sich Mitmusiker, darunter ein Künstler, dessen Stimme später so fest mit der Band verbunden sein würde, wie sonst keine Andere. Bereits bekannt als Sänger und Frontmann der Band „Antony and the Johnsons“ stellt sich Antony Hegarty an Butlers Seite und singt in vielen Songs des Debütalbums. Auch zu dem Song „Blind“, dem Hit des Erstlings, steuert Hegarty später den Gesang bei. Bis in die Indiediscos schallt der unverwechselbare Rhythmus und gewann auch da rasch Aufmerksamkeit und Fans für Hercules and Love Affair.

Das Erscheinen des ersten Albums 2008, sehen viele als den Startschuss zum Disco Revival, dass sich heute auf vielen Tanzflächen austobt. Mit dem Debüt stellte Andy Butler hohe Ansprüche an sich selbst, die Zeit nach der Veröffentlichung zeigte ihm erst wieviel er wirklich bewirkt hatte.

Ich fühlte mich nach dem Album, als hätte ich mich selbst herausgefordert, und weniger als ob ich ich ein Kapitel abgeschlossen oder eine Aufgabe erledigt hätte. Ich bin vor allem ein Songwriter. Vielleicht wollte ich auch Leute dazu anregen anders über Dinge wie Diskomusik nachzudenken aber vor allem ging es mir aber darum mich als vielseitigen Songwriter zu behaupten. Ich wollte zeigejn, dass ich einen Housetrack schreiben kann, genauso wie einen Folksong oder die Partitur zu einem Stück klassischer Musik. Es ging mir wirklich eher darum mich selbst herauszufordern und weniger darum Nu-Disco zu etablieren.

Viele hat es überrascht, dass Andy auf dem Anfang des Jahres erschienen zweiten Album „Blue Songs“ zum ersten mal selbst ans Mikrophon tritt.

Die beiden Songs in denen ich singe mussten einfach von mir gesungen werden. Es waren sehr persönliche Lieder, und es machte einfach keinen Sinn sie von jemand anderem singen zu lassen. Also musste ich akzeptieren, dass sie von mir gesungen werden mussten. Ich traf also die Entscheidung, dass diese Songs persönlicher sind und von mir gesungen werden müssen.


Der persönliche Einfluss von Andy zeigt sich an vielen Stellen, auch seine große Leidenschaft für griechische Mythologie begleitet die Band seit ihrer Gründung. Neben offensichtlichem, wie dem Bandnamen „Hercules and Love Affair“, stecken in vielen der Songs Bezüge und Hinweise auf das Hobby des Songwriters. So auch in „Falling“ vom neuen Album „Blue Songs“. Ein funkiges, gut gelauntes Stück, dessen Text aber eine ganz andere Sprache spricht.

Falling“ ist eigentlich nur die Wiedererzählung einer griechischen Sage. Darin geht es um einen König, der seinen Sohn auf eine Reise schickt, um eine vermeintlich unmögliche Aufgabe zu erfüllen. Es ist wahrscheinlich, dass er die Reise wohl nicht überleben wird. Wenn er aber lebend zurückkehrt, so sollte er die Farbe seiner Segel ändern. Das würde seinem Vater zeigen, dass er noch lebt. Sollten die Segel jedoch Schwarz sein, so weiß er, dass sein Sohn nicht überlebt hat. Die Tragödie sagt aber, dass der Sohn zwar überlebt, jedoch vergisst die Farbe der Segel zu ändern. Daraufhin springt der König von einer Klippe. Es ist eigentlich eine sehr melancholische Geschichte, die aber in fröhliche Musik verpackt ist.

Tanzflächen-Revolutionäre: Hercules and Love Affair

Tanzflächen-Revolutionäre: Hercules and Love Affair

Funk und Disko, die Haupteinflüsse von Hercules and Love Affair, stehen im krassen Gegensatz zu aktueller Clubmusik. Minimal und Techno regieren stattdessen auf vielen Plattentellern, doch Andy Butler steht auf Kriegsfuß mit den reduzierten Klangcollagen des Zeitgeistes.

Als Minimal-Techno auftauchte,etabliert von Künstlern von Playhouse Records oder Klang Records, fand ich das zunächst interressant, doch es mangelte vor allem an Ideen.Ich finde ein zweistündiges Minimal Set ist bereits kaum auszuhalten und die Vorstellung sich zwei Tage ununterbrochen Minimal anzuhören ist schrecklich. Ich glaube es geht dabei vorrangig um Drogen und darum die Kontrolle zu verlieren. Ich bin zwar grundsätzlich nicht dagegen, aber dazu würde ich die Musik von Steve Reich oder irgend etwas anderem vorziehen. Nur bloss kein Minimal-Techno.

Tanzflächen-Revolutionäre: Hercules and Love Affair

Tanzflächen-Revolutionäre: Hercules and Love Affair

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