Leichte Kost ist die Musik von Xiu Xiu nicht. Dissonanter Industrial trifft auf New Wave und Noise-Pop. Dazu Texte voller Provokation und Selbstzerstörung. Die Band um Jamie Stewart erkundet schon seit 2002 menschliche Abgründe. Inspirieren lassen sie sich dazu nur von den Besten: vor allem Filmregisseur David Lynch hat großen Einfluss auf das Schaffen der Band. 2016 haben Xiu Xiu sogar den kompletten Soundtrack der Kultserie „Twin Peaks“ vertont.
Dunkelheit, Schrecken, Humor, Sexualität, Bizarres und Übernatürliches treffen bei Lynch zusammen. Außerdem amerikanische Politik der Nachkriegszeit. Er schafft aus diesen unterschiedlichen Dingen eine ganz eigene Welt und man kann daraus unendlich viel Inspiration schöpfen.
Xiu Xiu… mal tanzbar
Auch die Musik von Xiu Xiu kann man politisch deuten. Songs wie „I Luv Abortion“, der ironische Titel „Support Our Troops“ und das ständige Spiel mit Geschlechterrollen sind gerade jetzt eindeutige Statements.
Xiu Xiu machen Musik über politische Themen. Aber es ist nicht unsere Aufgabe zu bestimmen, ob wir deswegen eine politische Band sind.
Am 24. Februar haben Xiu Xiu ihr neues Album „Forget“ veröffentlicht. Kritiker heben vor allem die Zugänglichkeit hervor. Xiu Xius erste Disconummer! Zum ersten Mal komplett durchhörbar! Stellenweise wirkt es tatsächlich fast… tanzbar.
Die Faszination des Verfallenen
Von Zugänglichkeit ist Jamie Stewarts Nebenprojekt HEXA weit entfernt. Auch hier dient David Lynch als Inspiration. Zusammen mit dem Industrial- und Ambient-Künstler Lawrence English vertont Stewart Fotografien von Lynch. Diese zeigen verfallene Industrieruinen in Europa und den USA.
Das Projekt ist inspiriert von David Lynchs „Factory Photographs“. Er hat sie in verfallenen Teilen von den USA und Osteuropa aufgenommen. Sie zeigen Parallelen zwischen dem Scheitern von Kommunismus und Kapitalismus.
Im Februar waren HEXA mit ihrer Vertonung der Lynch-Fotos in Europa auf Tour. Eine Show von HEXA kann man sich jedoch nicht wie ein normales Konzert vorstellen. Es gleicht eher einem Soundexperiment.
Trotz unterschiedlicher Ansätze teilen beide Projekte von Jamie Stewart die Faszination des Verfallenen und sprengen die Grenze von schön und hässlich. Beim ersten Hören zugänglich ist das vielleicht nicht. Eher etwas merkwürdig und anstrengend. Aber dann packt es einen und man will erfahren, was unter der Oberfläche steckt. Wie in einem David-Lynch-Film.
Redaktion: Ina Holev