Käptn Peng & die Tentakel von Delphi: Selbstfindungs-Hip-Hop auf die Spitze getrieben

Hip-Hop ohne Autos, Ketten und Tanten, dafür mit schlauen Texten, Selbstironie und tanzbaren Beats. Käptn Peng fordert den Kopf und das Tanzbein seiner Fans heraus. Wer sind eigentlich diese Käptn Peng und die Tentakel von Delphi?

Die Konzerte sind ausverkauft. Das Video zu ihrem Hit Sie mögen sich wird hunderttausende Male im Internet angesehen. Fans loben ihr unkonventionelles Konzept. Und das ist im Grunde ganz simpel. Sie spielen Lieder mit Peng. Überwältigende, wortgewandte Songs, die gerne auch mal die übliche Popsonglänge von 3.30 Minuten um 100 Prozent übersteigt.

Käptn Peng heißt eigentlich Robert Gwisdeck. Seine Schreibwut und seine Unfähigkeit sich kurzzufassen seien der Grund, warum er seine Geschichten in Hip-Hop-Songs verpackt. Denn kein anderes Musikgenre erlaube derart viel Text. In jedem seiner Songs steckt auch immer ein kleines Gedankenexperiment:

Das Lustige ist, dass ich mir schon jedes mal irgendwie eine Extermsituation ausdenke, die ich versuche auf die Spitze zu treiben. Ob das jetzt ein Lied über eine Beziehung ist oder darüber, dass ich den Verstand verliere. Oder darüber, dass ich mir die Frage stelle, wer ich bin oder darüber, dass jetzt ein extremes Picknick ansteht. Ich versuche, das schon ein bisschen auf die Spitze zu treiben.

Robert ist dem ein oder anderem bestimmt schon mal im Tatort oder einem deutschen Kinofilm begegnet. Seit gut sieben Jahren ist er Schauspieler. Im letzten Jahr hat die Musik für ihn aber die Hauptrolle übernommen. Die Nachfrage und die Fangemeinde wächst und wünscht sich von ihm und seiner Band unterhalten zu werden.

Das Publikum füllt die Konzertsäle bis in den letzte Winkel und geht beherzt mit jedem Song mit. Es sei seine überzeugende Art und Weise die Lieder vorzutragen, sagt Robert, die die Begeisterung des Publikums auslöst. Wer auf den Konzerten die typischen Hip-Hopper erwartet, wird überrascht: Das Publikum ist breitgefächert im Alter und im Stil. Ob man ihre Musik überhaupt als Hip-Hop bezeichnen kann, ist für viele offenbar unklar, sagt Bandmitglied Hannes:

Am Anfang haben Leute gefragt: Wie nennt ihr denn eure Musik? Denn zum Hip-Hop gehören ja Autos, Ketten und Tanten. Wenn man das nicht hat, dann kann es ja eigentlich kein Hip-Hop sein, was totaler Quatsch ist, weil Hip-Hop in der Tradition wirklich was ganz anderes darstellt, nämlich das Tansportieren von Inhalten, gepaart mit einer total tanzbaren Musik.

Das ist es auch, was die Musik von Käptn Peng und den Tentakeln von Delphi so interessant macht. Echte Instrumente spielen echte Beats und Melodien. Zwei Bandmitglieder sind studierte Jazzmusiker und überhaupt bringt jeder ganz verschiedene Ideen und musikalische Vorgeschichten mit. Die zeigen sich auch in ihrem Musikstil, erklärt Schlagzeuger Peter:

Auf keinen Fall würde ich mich als Hip-Hopper bezeichnen und ich glaube, dass es auch in der Band so ist, dass alle wissen was Hip-Hop ist. Die Frage, ob das jetzt Hip-Hop ist kommt daher, dass wir alle nicht so Hardcore-Hip-Hopper sind. Ich finde diesen Metaleinschlag, den einige bei uns haben, merkt man bei uns schon an dieser fiesen Energie, die manchmal aufkommt. An dieser Härte, auch wenn sie jetzt nicht durch verzerrte Gitarren kommt. Aber ich glaube, da gibt es eine Affinität zu intensiven Geräuschen.

Intensive Geräusche, mitreißende Beats und wortgewandte Texte, die manchmal vielleicht etwas zu bedeutungsschwere philosophische Momente haben. Käptn Peng und die Tentakel von Delphi bieten HipHop in einer zeitgemäßen Form, auf die viele gewartet haben.

Redaktion