Keine Angst vor Hits

Willkommen zur Happy Hour

Beyoncé mit dem Ermutigungssong des Sommers, Soccer Mommy arbeitet mit Oneohtrix Point Never zusammen, The Mars Volta melden sich zehn Jahre nach ihrem letzten Album zurück. Außerdem: das Non-Profit-Label Ghost Palace. Das und mehr in unserem Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

Soccer Mommy – Sometimes, forever

Soccer Mommy ist das Projekt von Sophie Allison. Sie war erst 20 Jahre alt, als sie ihr Debütalbum „Clean“ herausbrachte und das wurde zu einem der beliebtesten Coming-of-Age-Alben der 2010er. Ihr dritter Longplayer heißt „Sometimes forever“ und ist von verwaschene DIY-Aufnahmen weit entfernt. Für das Album hat sie sich mit dem Musiker und Produzenten Daniel Lopatin alias Oneohtrix Point Never zusammengetan. Er ist auch für den verstärkt Keyboard-lastigen Sound verantwortlich, aber das passt sehr gut zu ihrem eher zotteligen, vom 90er-Rock inspirierten Songs, in denen sie ihre emotionalen Höhen und Tiefen auslotet.

Hollie Cook – Happy Hour

Hollie Cook ist eine englische Musikerin, deren Berufswahl vorbestimmt war, sie ist nämlich die Tochter des Sex Pistols-Schlagzeuger Paul Cook und der Sängerin Jeni Cook. Schon als Teenager spielte sie in der all-female Punkband The Slits, als die sich in den 00er Jahren wieder zusammengetan hatten. 2011 erschien ihr erstes Soloalbum, das als „one of the most enjoyable reggae albums of 2011“ bezeichnet wurde. Auch auf ihrer neuen Platte „Happy Hour“ mischt sie Reggae mit Soul und R&B-Elemtenten zu dem, was gemeinhin „Lovers Rock“ genannt wird. Perfekt für die den Abend auf einer Dachterrasse mit vielen attraktiven Menschen, die italienische Bitter trinken.

Automatic – Excess

Die drei Mitglieder der Band Automatic haben sich in der DIY-Szene ihrer Heimatstadt Los Angeles getroffen und dort vor Automatic auch schon in anderen Bands gespielt. Mit „Signal“ haben sie 2019 ein sprödes und schlecht gelauntes Debütalbum abgeliefert mit eisigen Synthies, stoischem Bass und motorischem Schlagzeug. Es ging damals schon um Entfremdung und Falschheit in sozialen Medien und ähnlich desillusioniert geht es auch auf ihrem zweiten Album „Excess“ zu. Die Musik wirkt distanziert und nimmt trotzdem gefangen. Der emotionslose Gesang, den alle drei beisteuern, mal abwechselnd, mal gleichzeitig verstärkt den abgeklärten Eindruck.

Neu auf der Playlist

Beyoncé – Break My Soul

Wenn das Internet komplett Kopf steht, kann das eigentlich nur eins bedeuten: Beyoncé hat einen neuen Song veröffentlicht. Nachdem sie vergangene Woche ihr neues Album “Renaissance” hoch zu Ross auf dem Cover der Vogue angekündigt hatte, folgt nun der erste musikalische Vorgeschmack. “Break My Soul” nimmt uns dabei klanglich mit zurück auf die Dancefloors der 90er. Die Bassline dafür hat sie sich vom Hit “Show Me Love” (1993) von Robin S. ausgeliehen, die zweite Stimme liefert Big Freedia mit Ausschnitten aus ihrem Song “Explode” (2014). Gemeinsam fordern sie dazu auf, aus alten Mustern auszubrechen, neu anzufangen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Dabei spielen auch die vergangenen zwei Pandemie-Jahre eine Rolle. Ob sich Beyoncés Disco-Zeitreise auf “Renaissance” fortsetzt, wird sich beim Album-Release am 29. Juli zeigen.

First Aid Kit – Angel

Auch um das Folk-Duo First Aid Kit war es einige Jahre still. Das letzte Album “Ruins” der beiden Schwestern Johanna und Klara Söderberg aus Schweden liegt vier Jahre zurück, vorher hatten sie die Welt regelmäßig mit neuen Harmonien und schönen Gitarren-Melodien verzaubert. Damit machen sie auf “Angel” direkt weiter. Der Song klingt nicht nur hoffnungsvoll, er hat auch eine sehr versöhnliche Message: First Aid Kit wollen ihre Hörer:innen dazu ermutigen, nett zu sich selbst und anderen zu sein, auch wenn die Zeiten eher düster aussehen und die Differenzen groß sind. „I’ll love you even if you don’t love me“ heißt es in „Angel“, ein Statement, dass man den beiden Schwestern ohne jeden Zweifel glaubt. Die ABBA-Ästhetik im Video sorgt auf alle Fälle schon mal für gute Laune.

The Mars Volta – Blacklight Shine

Die Gerüchte haben sich bestätigt: The Mars Volta sind zurück! Die Band um Sänger Cedric Bixler-Zavala und Gitarrist Omar Rodríguez-López hatte sich nach der Veröffentlichung ihres Albums „Noctourniquet“ 2012 nach Streitigkeiten aufgelöst, danach folgten noch gemeinsame Auftritte ihrer alten Band At The Drive-In und viele Soloplatten. “Blacklight Shine” wurde mit den folgenden kryptischen Worten angekündigt: Die Lyrics sollen an “eine Welle rollender Stromausfälle erinnern, die Erinnerungen an Land spülen”. Und es geht noch mysteriöser. Fans hatten einige Tage vor Release die Möglichkeit im Grand Park in Los Angeles einen schwarzen Würfel zu betreten, in dem der epische Song schon eher zu hören war. Dazu ist ein elfminütiges Video erschienen, bei dem Rodríguez-López selbst Regie geführt hat. Darin schließt sich an den Song ein langes Percussion-Stück an, zu dem verschiedene Menschen ausgelassen zu karibischen Rhythmen tanzen.

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Redaktion