Keine Angst vor Hits

Die richtige Schwingung

Loyle Carner macht Kochkurs-Pause, Quakers haben eine Platte für Aktivisten gemacht und Kruder & Dorfmeister veröffentlichen nach 25 Jahren ihr Debütalbum. Das und noch mehr Neuigkeiten aus der Welt der Popmusik gibt’s diese Woche in Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

Kruder & Dorfmeister – 1995

1996 sind Kruder & Dorfmeister mit ihrer DJ-Kicks Compilation, später den K&D Sessions und einem Mix aus Downtempo und Nu Jazz bekannt geworden. Und apropos (Down)Tempo: bei Peter Kruder und Richard Dorfmeister ticken die Uhren ein bisschen anders, denn nach 25 Jahren erscheint jetzt ihr Debütalbum “1995”. Sie hatten das zwar alles schon aufgenommen damals, aber der Ruhm und der damit einhergehende Stress war ihnen zu viel und so blieben die DATs in einem Karton und K&D gingen 2000 erstmal getrennte Wege. Erst zum 25-jährigen Jubiläum ihrer ersten und einzigen Maxi trafen sie sich 2018 wieder intensiver, tourten, und kramten die alten Aufnahmen von damals wieder hervor. Daraus haben sie die Stücke rausgeschnipselt und zusammengebaut. Und jetzt kommen wir endlich in den Genuss ihrer zeitlos entspannten Mischung aus Triphop, Bossa, Hiphop und Drum&Bass – jetzt schon ein Klassiker.

Katy J Pearson – Return

Katy J Pearson macht schon seit einigen Jahren Musik zuerst als Teil der Indiepopband Ardyn gemeinsam mit ihrem Bruder Rob. Damals war sie 19 und sollte mit Hilfe von professionellen Songwritern einen Hit produzieren. Davon hatte sie schnell genug, der Hit blieb aus, das Majorlabel ließ die Band fallen. Für eine Weile hatte sie dann erstmal keine Lust mehr auf das Musikbusiness. Irgendwann brauchte die Kreativität dann doch ein Ventil und sie begann wieder Songs zu schreiben, nach ihren eigenen Vorstellungen. Das Ergebnis kann man nun auf ihrem Debütalbum “Return” anhören – einer charmanten Mischung aus Country, Pop und Indiefolk. Mit gezupfter oder rhythmisch gespielter Akustikgitarre und auch mal Keyboard- oder Bläsersätzen untermalt sie ihren hin und wieder an Stevie Nicks erinnernden Gesang. Ein gelungener Wiedereinstieg.

Quakers – II – The Next Wave

Quakers sind keine gewöhnliche Kombo: Portishead-Gründer Geoff Barrow macht gemeinsame Sache mit dem australischen Produzenten Supa K alias Katalyst und 7STU7. 2012 ist ihr selbstbetiteltes Debütalbum beim geschmackssicheren Hiphop-Label Stones Throw erschienen. Und dort kommt auch der Nachfolger “II The Next Wave” heraus. Über 30 kurze Stücke sind darauf und ebenso viele Gastrapper sind dabei, unter anderem Jonwayne, Jeremiah Jae Guilty Simpson, Chester Watson, Boog Brown und viele mehr. Psychedelischer Sci-Fi-Jazz und verspulte oldschoolige Beats, obskure Samples und Synthesizer-Arrangements bilden eine eklektische Mischung, die trotzdem kohärent klingt. Es geht um systemische Korruption, Rassismus und die Klimakrise – die Macher wollen ihre Platte als Kampfansage und Handlungsvorschlag verstanden wissen – ein Album für Aktivismus.

Neu auf der Playlist

Loyle Carner – Yesterday

Loyle Carner kann man spätestens seit 2019 und seinem zweiten Album “Not Waving, But Drowning” zu den ganz großen UK-Rappern zählen. 2020 ist er allerdings noch kaum in Erscheinung getreten. Offenbar war Ben Coyle-Larner, so ein bürgerlicher Name, ziemlich beschäftigt damit, Kindern mit ADHS und sozialen Problemen zu helfen. Und zwar mit Kochkursen. Das hat ihm auch bei seinem eigenen Struggle mit ADHS geholfen. Loyle Carner ist ohnehin ein Gegenentwurf zum aggressiven Straßenrapper, gefühlig und empfindsam. In seinem neuen Track “Yesterday” setzt er sich mit dem Alltagsrassismus auseinander, mit dem er als Kind einer weißen Britin und eines Vaters guyanischer Abstammung konfrontiert ist. Die Boom Bap-Beats hat Producer-Legende Madlib dafür zusammen gekocht.

The Notwist – Where You Find Me

Die EP “Ship” von The Notwist hat uns bereits den Sommer versüßt. Darauf waren eher hypnotische Tracks zu hören. Außerdem nahm die Sängerin Saya vom japanischen Indiefolk-Duo Tenniscoats eine tragende Rolle ein. Auf der neuesten Veröffentlichtung von Notwist singt wieder Markus Acher. Und auch sonst schlägt die Weilheimer Band wieder Pfade ein, die sie schon auf ihrem siebten Studioalbum “The Devil, You + Me” beschritten haben. Der Track “Where You Find Me” ist typisch Notwist: ein bisschen schräg und mit der Notwist-ureigenen, beiläufigen Eleganz. Das dazugehörige Album wird “Vertigo Days” heißen und im Januar 2021 erscheinen.

Django Django – Glow in the Dark

Der psychedelische Touch bei den Indie-Artrockern Django Django ist eine Konstante, die dieses Jahr in der laid-back Single „Spirals“ auch wieder zu finden war. Mit einer weiteren Veröffentlichung gesellt sich nun wieder mehr Hibbeligkeit und Animation zum Rumhopsen dazu. Dem kurzen Einstieg mit einem pappmaché-artigen Breakbeat folgen warme Synthiesounds in der Tradition von Hot Chips “Huarache Lights”. Und so verbinden sich Unrast und trippy Vibe zum nächtlichen Leuchten: “Glowing in the Dark” heißt der neue Song, der auch ihr viertes Album betiteln wird. Das erscheint am 12. Februar 2021.

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Redaktion