Kristofer Åström: “Ich bin kein einsamer Wolf.”

Seit 20 Jahren ist Kristofer Åström eine feste Größe in der schwedischen Musikszene. Zunächst mit seiner Band Fireside, seit 1998 auch als Solokünstler. Sein mittlerweile achtes Studioalbum heißt „From Eagle To Sparrow“. Wir haben mit ihm darüber gesprochen.

Wenn man wie Kristofer Åström aus Luleå kommt, einer kleinen Stadt weit im Norden Schwedens, kennt man sich mit Einsamkeit gut aus. Luleå liegt in der Provinz Norrbotten, die etwa so groß ist wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen, aber gerade mal 250.000 Einwohner hat. Endlose Wälder und große Flüsse prägen die Landschaft, im Winter kann man Hundeschlittentouren machen. Obgleich Kristofer Åström schon lange nicht mehr in Luleå lebt, haben die Weite und Leere der Landschaft doch hörbar Spuren in seiner Musik hinterlassen. Mit seinem achten Album From Eagle To Sparrow hat er sich diese Einsamkeit nochmal ins Studio geholt und die Platte völlig allein aufgenommen.

Ich habe das Album in meinem kleinen Studio selbst produziert und aufgenommen. Es war ein langer Prozess, die ersten Songs habe ich schon vor drei, vier Jahren geschrieben. Es war seltsam und ganz anders, als was ich normalerweise mache. Sonst arbeite ich mit anderen Leuten und Produzenten, mit denen ich mich austauschen kann. Aber bei diesem Album wollte ich das nicht, ich wollte es für mich behalten und keinen Einfluss von außen zulassen. Es hat funktioniert, aber es war ein langer und sehr emotionaler Weg.

In den letzten 14 Jahren hat sich Kristofer Åström stilistisch immer wieder ein bisschen verändert. Von den sehr folkigen Alben wie Leaving Songs über das poppige So much for staying alive bis hin zum sehr rockigen letzten Album Sinkadus – Åström probiert immer mal was neues. Nur die Themen bleiben gleich: Sehnsucht, Selbstzweifel und Herzschmerz prägen sein bislang persönlichstes Album.

Einer der Gründe, warum ich es so aufgenommen habe, war, dass ich den Aufnahmeprozess für mich interessant gestalten wollte. Ich versuche immer etwas neues, mit jedem Album, auch wenn es nur neu für mich selbst ist. Darum habe ich mich für diesen Weg entschieden. Der bringt außerdem eine neue Seite der Musik zum Vorschein. Es ist mein bislang persönlichstes Album.

Åströms wie immer leicht zerbrechlich wirkende Stimme und die Akustikgitarre sind die dominanten Elemente der Platte. Nur für einige wenige Tracks kommen E-Gitarre oder Schlagzeug zum Einsatz. Melancholisch zurückhaltend ist die Grundstimmung, die Akkorde tönen in Moll. Es klingt alles sehr vertraut, typisch Kristofer Åström könnte man fast sagen. Er hat seinen Stil gefunden, sowohl als Songwriter als auch als Texter.

Ich habe definitiv meinen eigenen Stil als Songwriter entwickelt. Auf der ersten Platte habe ich alles mögliche ausprobiert, jetzt bin ich selbstsicherer. Ich weiß, ob ein Song gut ist oder nicht. Als Texter habe ich mich auch weiterentwickelt. Die Texte auf dem neuen Album sind persönlicher, aber sie sind auch besser, als alles was ich vorher gemacht habe. Das ist wohl der größte Unterschied.

Obwohl Åström auf seinen Platten immer etwas fragil und mitunter geradezu fatalistisch wirkt, ist der 37-Jährige doch eigentlich kein trübsinniger Eigenbrötler, im Gegenteil. Den Tourbus teilt er gerne mit einer Band.

Ich mag es, mit einer Band zu touren, dieses Gang-mäßige gefällt mir. Da fühlt man sich wie in einer Familie, in die kein Außenstehender reinkommt. Andererseits ist es auch schwerer, eine Gruppe von Leute zusammenzuhalten. Ich bin so eine Art Rudeltier, wie ein Hund, ich bin kein einsamer Wolf. Das habe ich versucht, aber es hat nicht funktioniert. Es macht einfach mehr Spaß mit einer Band.


Redaktion