Mahlers Universum | Finale

„Seine letzten Sinfonien sind zutiefst existenziell“

In neun Episoden haben wir versucht, Gustav Mahlers Universum zu ergründen. In der zehnten und letzten Folge rekapitulieren wir diese Reise: Vom aufstrebenden Operndirigenten bis zum Komponisten, der Sinfonien für die Ewigkeit schreibt.

Die Reise beginnt mit Mahler, dem jungen aufstrebenden Operndirigenten, der sich mit seinen Wagner Inszenierungen einen Ruf macht. 1886 kriegt er eine Stelle am Stadttheater Leipzig. Da hat er schon ein paar Stücke komponiert, aber noch nichts Großes: In Leipzig schreibt er seine erste Sinfonie.

In der verwendet er musikalische Urphänomene. Er fängt mit dem an, was ihn musikalisch geprägt hat: Naturlaute, Militärmusik aus seiner Kindheit in Iglau. Eine weitere wichtige Quelle für Mahlers Musik ist das Lied. Er widmet sich über lange Jahre den Volksliedtexten aus „Des Knaben Wunderhorn“. Thomas Hampson hat Mahlers Vertonungen so oft gesungen wie wohl kaum ein anderer:

Der Mahler hat mich in seinem musikalischen Schaffen irrsinnig viel gelehrt – nicht nur über Menschen und Religion, aber auch Germanistik, Geschichte, menschliche Zusammenhänge.

Thomas Hampson, Bariton

Foto: Marshall Light Studio

Mahler ist die Musikerkarriere nicht in die Wiege gelegt, er muss sie sich hart erarbeiten. Dafür spielt nicht nur die musikalische Bildung eine Rolle, sondern auch, in welchen Kreisen er verkehrt, sagt die Wiener Kunsthistorikerin Martina Pippal: „Er hat mit einem Studium versucht, sich auch eine Eintrittskarte in die Gesellschaft zu erwerben. Denn dieses ‚mitreden können‘ war wahnsinnig wichtig.“

Gesellschaftlicher Aufstieg durch Heirat

In Wien lernt er Alma Schindler kennen, die er kurze Zeit später heiratet. Durch sie wird er in ganz neue Kreise eingeführt: die Wiener Avantgarde. Er selbst interessiert sich wohl eher weniger für bildende Kunst, aber das Umfeld der Wiener Secession regt ihn dazu an, das Bühnenbild an der Wiener Hofoper zu modernisieren, deren Direktor er ab 1898 ist.

In Auszeiten von seinen Pflichten als Operndirigent komponiert er Sinfonien, die immer größer und länger werden. Die 8. Sinfonie, die 1910 uraufgeführt wird, wird auch als „Sinfonie der Tausend“ bekannt – wegen der vielen Mitwirkenden.

Persönliche Krise und Karrieresprung

Mahler ist in den letzten Jahren seines Lebens in einer persönlichen Krise: Eine Herzkrankheit wird diagnostiziert, seine Tochter stirbt, seine Frau entfremdet sich von ihm.

Doch seine Karriere macht noch einmal einen Sprung: Er geht an die Metropolitan Opera in New York und wird Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker. Im Februar 1911 dirigiert er dort sein letztes Konzert, bereits schwer krank. Am 18. Mai 1911 stirbt er in Wien.

Über die Stationen seiner Karriere und die Wirkung, die seine Sinfonien bis heute entfalten, sprechen in diese Folge u. a. Bariton Thomas Hampson und die Filmmusikkomponistin Martina Eisenreich.