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Hochrangige jordanische Politiker ließen sich zitieren: Mashrou‘ Leila würden zur Revolution aufrufen.
Foto: Mashrou‘ Leila

Libanesische Band Mashrou‘ Leila auf Tour

Immer frei raus

Revolutionslieder, Arbeiterlieder, Protestlieder – politische Musik hat eine lange Tradition. In Deutschland hat das politische Lied etwas an Strahlkraft verloren. In der arabischen Welt hingegen gibt es politische Popstars. Zum Beispiel Mashrou‘ Leila aus dem Libanon. Die Band geht jetzt in Deutschland auf Tour.

April 2016, ein Konzert, nein, ein Erlebnis steht bevor: Die arabischen Popstars Mashrou‘ Leila spielen bald in der wunderschönen Kulisse des Amphitheaters von Amman in Jordanien. Doch dann – wenige Tage vor dem Konzert – die Ernüchterung: Das jordanische Tourismusministerium verbietet die Show. Das Konzert könnte diesen besonderen Ort zerstören. Und überhaupt ist die Musik von Mashrou‘ Leila nicht mit den jordanischen Werten und der öffentlichen Moral vereinbar. Firas Abou Fakher, Gitarrist von Mashrou‘ Leila:

Wir singen über Liebe, das Leben, Enttäuschung und den Verlust in der Welt, in der wir leben. Wir sind uns unserer Umwelt bewusst und wir haben Meinungen und Ideen zu der Welt, in der wir leben. Und das kommt eben auch in der Musik raus. In Beirut zu leben, bedeutet für uns, dass wir schon früh einen kritischen Blick entwickelt haben.

Teufelsanbeter

Mashrou‘ Leila ecken an. Die Musik ginge wohl schon so klar, die Texte nicht. Sänger Hamed Sinno ist offen homosexuell und singt auch darüber. Außerdem geht es viel um Politik, mal subtil, mal direkt. Immer frei raus wird da kommuniziert. Christliche Fundamentalisten labeln sie deswegen schonmal als „Teufelsanbeter“. Das ändert nichts daran, dass Mashrou‘ Leila ganz locker die Massen für sich gewinnen.

Wir sind fünf total unterschiedliche Charaktere. Das bringt eine starke Dialektik rein, in alles, was wir machen. Und das führt dazu, dass wir uns individuell immer verbessern wollen, um dem Anspruch der jeweils anderen gerecht zu werden. Außerdem haben wir alle eine Ausbildung als Gestalter. Uns interessieren alle Kunstformen: bildende Kunst, Film, Fotografie, Literatur und so weiter. Wir können sehen, was eher traditionell ist – und was neue Wege beschreitet. Und das hilft uns wiederum bei der Frage, wie unser Sound klingen soll. Dazu kommt, dass es für uns keine private Zeit getrennt von der Arbeitszeit gibt. Wir wollen uns immer verbessern. Das kann aber auch unglaublich erschöpfend sein.

https://www.youtube.com/watch?v=S5Tag1BwhqY

Begeisterung in Deutschland

Aber der Erfolg gibt ihnen Recht. Seit der Gründung 2008 geht’s rapide aufwärts: Vier Alben in sechs Jahren, die erste arabische Band, die es auf das Cover des Rolling Stone schafft, und mittlerweile 400.000 Likes auf Facebook. Ein paar Deutsche sind da auch dabei. Die erste Mini-Tour in der Bundesrepublik Mitte dieses Jahres ist ratzfatz ausverkauft. Sogar eine Zusatzshow muss gebucht werden. Der Indie-Pop mit den arabischen Einflüssen kommt hier höllisch gut an.

Die Unterschiede sind gar nicht so groß. Manchmal ist es so, dass eine Show zum Beispiel in London sich einnehmender für uns anfühlt, wohliger als zu Hause. Klar gibt es da die Sprachbarriere, aber sogar da ist es so: Es fühlt sich so toll an, in tausende Gesichter zu schauen, die voll drin sind, ohne die Texte zu verstehen. Das ist sehr befriedigend für uns. Und außerdem ist die arabische Welt total unterschiedlich, und in manchen Ländern zu spielen fühlt sich genau so “fremd” an, wie in Europa zu spielen.

Jetzt sind Mashrou‘ Leila mit ihrem aktuellen Album „Ibn El Leil“ wieder auf Tour in Deutschland. Wie alle anderen Alben zuvor ist auch „Ibn El Leil“ ein Eigenrelease der Band. Es gab zwar ein Label, das „Ibn El Leil“ gerne veröffentlicht hätte – aber nur unter der Bedingung, dass die Band ein paar Songs streicht. Aber darauf haben Mashrou‘ Leila keine Lust. Lieber alles selber machen und dafür frei.

Tickets gewinnen

Für die Tour der Beiruter Indie-Band könnt ihr Tickets gewinnen. Einfach eine Mail mit dem Betreff „Mashrou‘ Leila“ an musik [at] detektor.fm. Name und Wunschstadt nicht vergessen! Die Gewinner benachrichtigen wir rechtzeitig per Mail.

Redaktion: Jakob Bauer

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