“Melancholie ist abgedroschen” – Die höchste Eisenbahn im Interview

Manche Bands bringen einen zum Tanzen. Andere bringen einen zum Nachdenken. Und dann gibt es die, die das alles können – nicht gewollt, nicht inszeniert, sondern mit Texten und Songs, wie man sie viel zu selten hört. Ein Interview über große Gefühle, kleine Geschichten und die CDU.

Die vier Herren hinter Die höchste Eisenbahn sind keine Unbekannten: sie sind oder waren Teil von Tele, Tomte, Olli Schulz, Kid Kopphausen – alles gute Referenzen. ‚Sorry, aber: das muss ja was werden‘, denkt man sich da. Noch ein paar Kritiker-Allüren hier (‚Deutsche Texte sind irgendwie gar nicht meins‘), ein bisschen Lust am Anti-sein dort (‚So wie die gerade gehyped werden…‘) – und fertig ist die kolossalste Fehleinschätzung des ersten Quartals 2014. „Die höchste Eisenbahn“ nicht ernst zu nehmen, rächt sich. Denn die gehen einem nicht mehr aus dem Ohr.

Man kann nicht genau sagen, was einen da in den Bann zieht. Aber es passiert. „Die höchste Eisenbahn“ kann man nur schwer ignorieren – weil die Stücke nämlich einfach gut sind. Jeder Song erzählt da eine kleine Geschichte; eine von jener Sorte, die einen ganz unauffällig plötzlich an die eigenen Fragen erinnert.

Die singen ja über mich!?

Man sitzt da, freut sich gerade noch über diese schönen Akkorde, den Synthie und das treibende, aufwallende Schlagzeug, und plötzlich fällt es dir wie Schuppen von den Augen: die singen ja über mich! Es gibt vermutlich für jeden denkenden Menschen dieser Welt einen Song auf Schau In Den Lauf Hase, der genau das kann. Ein Bild zeichnen, einen Satz sagen, der einem auf fast schon penetrante Art tagelang in den Ohren bleibt.

Moritz Krämer (li.) und Felix Weigt (re.) 

Das ist mitnichten nur traurige Düsternis und schwere Kost – eigentlich gibt es die fast gar nicht auf der Platte. Es sind vielmehr die kleinen Geschichten, die Dialoge aus echten Leben, gekleidet in teilweise einfach nur gut gelaunten Indiepop.

Hinter diesem Rezept stehen Francesco Wilking, Moritz Krämer, Felix Weigt und Max Schröder.  Ob die vier Eisenbahner inzwischen Profis darin sind, offen über Gefühle zu reden, warum sie lieber die kleinen Geschichten erzählen und nicht so gern den großen Protestsong singen, ob es bei der Zusammenarbeit zweier Singer-Songwriter auch mal knallt und welche der Vokabeln aus den bisherigen Besprechungen sie nicht mehr so richtig hören können – Moritz Krämer und Felix Weigt antworten:

Ich glaub‘, ich schreib‘ oft Sachen auf in Liedern, die ich auch jemandem mitteilen könnte und dann über meine Gefühle sprechen könnte. (Moritz Krämer)

Redaktion