Musikvideo der Woche | alt-J – In Cold Blood

Die Sendung mit der Maus

Was machen eigentlich Waldmäuse den ganzen Tag? Eine Antwort liefert das neue Musikvideo „In Cold Blood“ der britischen Alternative-Folk-Band alt-J. Die Maus trifft im Video nicht nur auf natürliche Fressfeinde, sondern auch auf blutverschmierte Gangster.

Differenz bedeutet Vielfalt

Alternative-Pop, Folk-Verse, Synthesizer-Klänge, Hip-Hop-Beats – klingt vielleicht nach musikalischen Stilrichtungen, die nicht so recht zusammenpassen. Genau diese Vielfalt vereint die britische Band alt-J aus dem englischen Leeds in ihrer Musik. Die Band gründete sich im Jahr 2007 und besteht aktuell aus vier Mitgliedern.

Der etwas ungewöhnliche Bandname geht auf die Tastenkombination Alt und J zurück. Damit erscheint im Textfeld (zumindest bei MacBooks mit englischsprachiger Tastatur) das Zeichen ▲. Ein Zeichen, das bei mathematischen Gleichungen als Symbol für die Differenz verwendet wird.

„In Cold Blood“

„In Cold Blood“ ist die zweite Single aus dem aktuellen dritten Studioalbum „Relaxer“. Das Album ist gerade am 2. Juni veröffentlicht worden und drei Jahre auf sich warten lassen. Das Warten hat sich allerdings gelohnt: „In Cold Blood“ ist nicht nur bildlich interessant und anders aufgearbeitet, sondern hat auch musikalisch einen Wiedererkennungswert.

Lange Parts, in denen nur episch-orchestrale Musik zu hören ist, wechseln sich mit der rauchigen Stimme von Joe Newmann ab. In „In Cold Blood“ findet sich alles wieder: schnelle, hektische Synthesizer-Klänge, abgehackte Hip-Hop-Takte und einen Pop-Text mit Ohrwurmgarantie.

Ganz besonders und ganz typisch alt-J ist auch das Musikvideo. Schon das Video zu 3WW, der ersten Singleauskopplung des neuen Albums, ist ungewöhnlich gewesen. „In Cold Blood“ steht diesem in nichts nach. Es ist ein Kurzfilm über eine Waldmaus. Regie hat der dänische Regisseur und Fotograf Casper Balslev geführt.

Nichts für schwache Nerven

Eine Maus wird während des gesamten Videos begleitet. Sie trifft auf ihre natürlichen Fressfeinde Fuchs und Schlange, die ihr aber nichts anhaben können.

Irgendwann verschlägt es die Maus in eine wüstenähnliche Gegend. Überall liegen tote Männer. Einer hat ein Messer in der Brust, dem anderen fehlt eine Hand. Die Maus scheint das nicht sonderlich zu stören. Sie frisst genüßlich Pommes oder beschnuppert einen Spielzeugdinosaurier.

Das finde ich an dem Video ja sehr interessant. Dass du quasi erst in dieser heilen Welt bist und dann in dieser total kaputten, schwierigen, superbrutalen. Da ist auch nichts schön dargestellt. Das ist alles supereklig gemacht. – Maurice Gajda

Am Ende entkommt die Maus jeglicher Gefahr und fährt als blinder Passagier auf einem Pick-up in den Sonnenuntergang. Das besondere an dem Video ist auch die tiefe und volle Erzählerstimme am Anfang und Ende des Videos. Zu hören ist da kein geringerer als der exzentrische Punkrocker Iggy Pop. „In Cold Blood“ heißt übersetzt übrigens kaltblütig.

Ein bisschen Endzeitstimmung geht immer, findet zumindest der Musikvideofan Maurice Gajda. Zusammen mit detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert versucht er, die Botschaft hinter dem Musikvideo zu entschlüsseln.

Die Schönheit von Brutalität, die Schönheit von Gewalt wird irgendwie gezeigt. So absurd ich das finde, das zu sagen, aber es wirkt ästhetisch schön.Maurice Gajda 

Redaktion: Josefine Farkas


Musikvideo von alt-J „In Cold Blood“

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