Musikvideo der Woche | Dan Auerbach – Waiting On A Song

Der Sommer ihres Lebens

Es ist Sommer im Nashville der 70er-Jahre. Eine Gruppe Jugendlicher beschließt, diesen letzten gemeinsamen Sommer zu genießen. Denn mit dem Herbst erwartet sie der Ernst des Lebens. Das neue Musikvideo von Dan Auerbach zu „Waiting On A Song“ ist eine sehnsuchtsvolle Hommage an die (Un)endlichkeit der Jugend.

„Lass die Welt dein Filter sein“

Für viele Menschen mag Dan Auerbach eine ungewöhnliche Person sein. Ein Künstler, der aus der Reihe tanzt. Freiwillig und gern. Dan Auerbach verachtet die oberflächliche Welt der sozialen Medien, singt lieber im Tonstudio als auf der großen Bühne.

In einem Keller in seiner Heimatstadt Akron im Bundesstaat Ohio macht er mit einem Freund zum ersten Mal Musik. Ganz unbefangen. Dan verehrt Junior Kimbrough und dessen Gabe, den Gitarrensaiten bluesige Töne zu entlocken. Davon inspiriert veröffentlicht Dan 2009 sein erstes Solo-Album „Keep It Hid“. Acht Jahre später folgt nun mit „Waiting On A Song“ das zweite.

Der Regisseur Bryan Schlam inszeniert in diesem Musikvideo vielleicht auch ein bisschen den Charakter des Künstlers selbst.

Zigarettenqualm, Dosenbier und Melancholie

Das Lied setzt erst nach knapp anderthalb Minuten ein. Fast scheint es, als wolle es vor der Handlung und den Dialogen im Video zurücktreten.

Bekifft und von Zigarettenqualm und Dosenbier etwas vernebelt sitzen fünf Teenager beisammen. Ein warmer Filter liegt über der Szenerie, der den Zuschauer sogleich in die 70er-Jahre gleiten lässt. Ein bisschen Hippie-Sein, ein bisschen Freigeist liegt in der Luft. Für die Jugendlichen ist es der letzte gemeinsame Sommer, bevor das Studium anfängt.

Dann beginnt „Waiting On A Song“ mit zurückhaltenden Klängen. Im selben Moment starten die Teenager ihr Abenteuer.

Es ist so spannend, dabei zu sein. Wir haben das ja alle durch, diese Phase kurz nach der Schule: ‚Wie geht es weiter?‘ – Maurice Gajda

Zeit, die doch vergeht

„Waiting On A Song“ verstärkt die beschwingte, ausgelassene Atmosphäre. Man ist geneigt, den Takt mit den Fingern mitzuschnippen.

Im Musikvideo wird die Jugendzeit symbolisch durch verschiedene Erlebnisse und Erfahrungen abgebildet: Besuche in Clubs, Sex im Auto, missglückte Versuche, die Wäsche im Waschsalon zu waschen … Dabei hat man das Gefühl, als sei die unbeschwerte Zeit unendlich, grenzenlos. Auch am Ende läuft das Video länger als die Musik. Zu sehen ist eine Verabschiedung. Und mit dem davonfahrenden Auto neigt sich wohl nicht nur der Sommer dem Ende.

Über die Hollywood-Qualitäten des Musikvideos der Woche von Dan Auerbach hat unser Musikvideo-Fan Maurice Gajda mit detektor.fm-Moderator Christian Eichler gesprochen.

Man hat den Eindruck, man schaut sich einen ganzen Indie-Film an, weil eben so viel in so kurzer Zeit passiert.Maurice Gajda 

Redaktion: Charlotte Glück


Musikvideo von Dan Auerbach „Waiting On A Song“

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