Musikvideo der Woche | SAGE – „August in Paris“

Kopfloser Streifzug durch den Sommer

SAGE inszeniert den Aufmarsch der Beine, stilistisch trifft der Maler René Magritte auf den Filmemacher Jean-Luc Godard und die männliche Version von Lykke Li. Wie diese Mischung bei „August in Paris“ aussieht und warum der Protagonist den Kopf, die Gliedmaßen und das Gesicht verliert? Maurice Gajda verrät es.

SAGE: Irgendwo zwischen Klassik und Pop

SAGE alias Ambroise Willaume hat schon immer den Stillstand gemieden. Aus dem klassischen Gesang in Chören hat sich bei seiner international erfolgreichen Band „Revolver“ die große Faszination für das Pop-Universum entwickelt. Nach zwei von vielen Kritikern hochgelobten Alben verordnet sich die Band mit einer kreativen Pause sozusagen selbst eine Art Stillstand. Für Willaume ist das kein Grund, untätig zu sein. Als SAGE steht der Frontmann nun allein auf der Bühne.

Dass ein Einbrecher die gesamte Gitarrensammlung des Sängers stiehlt, sieht Ambroise Willaume als Omen. Er konzentriert sich deswegen auf das Klavierspiel. Daraus ist ein Sound entstanden, der sich irgendwo zwischen klassischem Klavierspiel, elektronischen Einflüssen und experimentellem Gesang bewegt. Eine außergewöhnliche Mischung, die man sowohl auf seiner 2014 erschienenen EP als auch auf seinem erst kürzlich veröffentlichten Debütalbum heraushören kann.

August in Paris: Irgendwo zwischen warm und kalt

Irgendwo zwischen warm und kalt, weiß und blau, findet Willaumes Musikvideo über den Sommer in Paris statt. Dabei erzählt der Sänger von dem plötzlichen Wandel einer ihm bekannten Stadt, in der alle Gesichter im August plötzlich unbekannt werden.

So klar wie die Botschaft von „August in Paris“ ist, so surreal ist das Video. Es erinnert fast an eine Symbiose aus den Gemälden von René Magritte und den Filmen von Jean-Luc Godard, durchsetzt von einer kleinen Prise Fotokunst aus dem 21. Jahrhundert.

Das ist nicht die Realität, es ist ein Kunstwerk, aber auf das Jahr 2016 fokussiert und das, was die Leute im Jahr 2016 machen: Instagram-Bilder. – Maurice Gajda, Musikvideo-Experte

Der Einzige, der seinen Kopf behält, ist der Sänger selbst. Zwischen Körperlosen wandert er durch eine sehr geometrisch gezeichnete Landschaft. Ähnlich wie die Touristen, die im August SAGEs heimatliches Paris entfremden, so anonymisiert und konform bewegen sich auch die Beine durch die sommerlich gefärbte Szenerie. Regisseur Thibaut Grevet, der unter anderem schon für Red Bull und Vans gearbeitet hat, inszeniert den „Gast in der eigenen Stadt“ in einem quadratisch-ästhetischen Video.

Während SAGE den August in Paris thematisiert, verbringt Maurice Gajda seinen März in London. Welche Botschaft sich hinter der ästhetischen Beinsymbolik und den popkulturellen Bildern verbirgt, darüber hat er mit detektor.fm-Moderation Juliane Neubauer gesprochen.

Das ist so ein richtig schöner „ästhetischer“ Albtraum. Die Reduzierung auf die Beine ist nett, schön und cool. Aber stell dir mal vor, das wäre immer so.Maurice Gajda 

Redaktion: Johanna Siegemund

Musikvideo der Woche: SAGE – „August in Paris“

SAGE „August In Paris“ from LABELGUM on Vimeo.

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