Musikvideo der Woche | Young Fathers mit „Holy Ghost“

„Shot in Infra-Dead“

Beerdigung, Tanz und Wiederauferstehung im Niemandsland: Das neue Musikvideo zu „Holy Ghost“ von den Young Fathers ist Message und Performance in einem, sagt Maurice Gajda.

„Holy Ghost“ von Young Fathers

Ein Mann steht mit dem Rücken zur Kamera. Wir hören ihn pinkeln. Danach passieren noch ein paar andere seltsame Dinge auf einem schottischen Hügel.

Sich mal was Neues einfallen lassen haben sich die Young Fathers für ihr Video zu „Holy Ghost“. Gefilmt wurde es mit einer Wärmebildkamera mit besonders großer Reichweite. Solche werden normalerweise nur im Militär für Grenzüberwachungen verwendet. Und sind auch eigentlich nur in diesen Kreisen aufzutreiben. Das Team um Regisseur Oscar Hudson hat es aber trotzdem geschafft, eine dieser Kameras zu finden, die sich gerade in keinem Kriegsgebiet dieser Welt befand. Damit ist ein eher gruseliges Video entstanden, das Kameraführung,  Überwachung und Choreographie genial miteinander kombiniert.

Das gesamte Video ist aus einer einzigen Position als One-Take aufgenommen, 300 Meter entfernt vom Drehort auf einer schottischen Bergspitze. Bei der Verwendung dieser Kamera sollte es aber nicht allein um die geisterhafte Ästhetik gehen, die die Infrarotbilder erzeugen. Stattdessen setzte sich Hudson mit der Funktion der Kamera als Überwachungsinstrument auseinander.

Es ist ein sehr sehr technisches Video. Man hat ein bisschen das Gefühl, man beobachtet voyeuristisch eine Szenerie, die weit weg ist. – Maurice Gajda, Musikvideo-Nerd

Immer wieder Meta-Ebene

Die Anspielungen entpuppen sich also nur langsam, je mehr man über die Produktionsverhältnisse erfährt. Das Spiel mit der Meta-Ebene kennen wir aber schon von der „psychedelischen Hip Hop-Boyband“. Wir haben es hier allerdings mal wieder nicht mit einem klassischen Musikvideo zu tun. Es ist eher ein Performance-Stück mit schwarzem Humor, das den Young Fathers gelungen ist.

Religion ist bei den Young Fathers auch oft Thema, sei aber immer als ein Teil der Performance zu sehen, sagt Maurice Gajda im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Eva Morlang.

Ich würde der Band immer so ein 50/50 Verhältnis zwischen Perfomancekunst und politischer Aussage zuschreiben. Da ist einfach die Lust an der Performance genauso groß wie die Lust an der Message.Maurice Gadja 

Redaktion: Berit Ström


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