Flamingos, Palmen, fröhliche Mädels, Cocktails im Liegestuhl, ein herrliches Leben – aber alles aus Plastik und hinter Glas. Das Setting des Videos von Oscar zu dem Lied „Good Things“ zeigt sich extrem bunt. Es werden Lollies ins Spiel gebracht, Cabriolets, Kakteen, Körper unter Gurkenscheiben. Da werden Sachen gezeigt, die als toll gelten sollen. Und übergewichtige Hunde. „We are all waiting for good things to happen.“ Aber:
In dem Video ist einfach mal gar nichts gut. Es läuft alles schief, das schieflaufen kann. Alles ist so weit überspitzt, dass man merkt, das das, was man vermeintlich immer als toll empfindet, eklig ist, unfunktional oder einfach nur Quatsch. – Maurice Gajda, Musikvideo-Experte
Das Bildformat erinnert dann auch unmittelbar an Instagram, dem Inszenierungs-Tool fürs Ego schlechthin. Doch die scheinbar schöne Welt ist im Grunde doch abstoßend und macht alles andere als Freude. Nicht mal dem dicken Hund und den Mädels mit den krass überschminkten Schmollmündern. Die Inszenierung des Alltags wird hier deutlich gemacht, massiv überzogen – und damit bloßgestellt.
Melodischer Optimismus und Selbstironie
Die coole Inszenierung geht hier immer schief und sieht lächerlich aus. – Maurice Gajda, Musikvideo-Experte
Da wird viel gespielt in dem Clip, nicht nur mit Symbolen. Die Bilder und der melodische Optimismus ringen dabei stets mit Selbstironie und Frustration, die in den spitzbübig vorgetragenen Worten mitschwingen. Scheller singt davon, dass er keine Lust mehr hat auf das Leben, das er bisher gelebt hat. Ein Lifestyle in einer Welt, die mit hippen Attributen ausstaffiert ist, ist öde. „We play this games“, singt Scheller, dabei wollten doch alle nur zu jemandem gehören. Viel einfacher sei das, wenn man den Leuten um einen herum öfter einmal ins Gesicht schaut.
detektor.fm-Moderatorin Anke Werner spricht mit Maurice Gajda, unserem Experten für das Musikvideo der Woche.
Redaktion: Kristin Lakva
Anmerkung: Die Telefonleitung war diesmal leider gar nicht gut. Wir bitten um Entschuldigung!