Musikzimmer | Bonus: Albrecht Schrader im Interview

„Mich langweilt das Vokabular von Rockmusik“

Albrecht Schrader singt auf seinem zweiten Album „Diese eine Stelle“ über das Aufwachsen zwischen Golfplatz und Jugendzentrum in Hamburg. Die Ironie, für die seine Lieder oft gelobt wurden, hat er komplett abgelegt. Im Interview erklärt er, warum er das tun musste.

Ironie oder Ernst?

Die Arbeit von Albrecht Schrader haben viele schon Mal irgendwo gehört. Oft auch ohne es zu wissen. Er hat beispielsweise auf Pete Dohertys letztem Album Klavier gespielt. Er war lange Bandleader bei Jan Böhmermanns Showband im Neo Magazin Royale. Und überhaupt hat er viel an der Schnittstelle zum Kabarettistischen gemacht. Einen Song mit Friedemann Weise und Hazel Brugger zum Beispiel. Ein gewisses ironisches Augenzwinkern wurde ihm auch bei seinem Solo-Debütalbum “Nichtsdestotrotzdem” 2017 oft attestiert.

Damit ist jetzt Schluss. Auf Albrecht Schraders neuem Album „Diese eine Stelle” findet man keine Ironie mehr. Die Erkenntnis, sich dahinter nicht mehr verstecken zu wollen, kam Schrader im Schreibprozess. Mit den ersten Songentwürfen war er unzufrieden, bis er den den Titeltrack geschrieben hatte.

Ich habe gemerkt: Es zieht mich dahin. Es langweilt mich, metaphorisch, augenzwinkernd, ironisch zu sein. Ich will nicht immer abbiegen. Ich will mal direkt da hin. – Albrecht Schrader über Ironiefreiheit

Polo- oder Band-Shirt?

Mit seiner neuen LP hat Schrader also ein sehr direktes, offenes Album geschrieben. Die erste Single „Auf dem Golfplatz“ besingt das Heranwachsen als Sohn aus gut betuchtem Hause. Und die Angst- und Schamgefühle, die das auslöst. Denn wer will schon von der Bandshirt-Clique im Polohemd gesehen werden?

Das Poloshirt trägt Albrecht Schrader höchstens noch musikalisch, denn seine Coming-of-Age-Erzählungen packt er in Klänge, die man durchaus als Yacht- oder Softpop bezeichnen darf.

Warum „Diese eine Stelle“ also nicht nur ohne Ironie, sondern auch ohne Rock-Gestus auskommen musste, erklärt Albrecht Schrader im Musikzimmer-Interview. Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Christan Erll verrät er auch, ob er beim Golf Platzreife hat, warum ihn die Grenzen zum Kitsch reizen und ob er sich vorstellen kann, ein Musical zu schreiben.

Redaktion