Musikzimmer | Bonus: Pöbel MC im Interview

„Bildung ist kein Bildungsgrad“

Es gibt tatsächlich Rapper, die sich über Politik und Gesellschaft äußern, ohne Blödsinn zu reden: Zu Gast im Musikzimmer ist Pöbel MC. Er zeigt, dass sich aggressiver Battlerap und soziales Bewusstsein nicht ausschließen müssen.

Rap ist politisch – eigentlich

Im Deutschrap scheint wenig davon übrig geblieben zu sein, aber Rapmusik ist hochgradig politische und auch emanzipatorische Musik, zumindest ursprünglich: Die überwiegend afroamerikanische Bevölkerung der New Yorker Ghettos hat sich in den 1970er Jahren eine Musikform geschaffen, um Ungleichheit anzuklagen. Das war zu Beginn die Message von Rap.

Heute fallen hierzulande Rapper allerdings eher durch krude Verschwörungsmythen auf, als durch ernst zunehmende politische Kritik. Jedenfalls, wenn man auf die bekanntesten Gesichter der Szene blickt.

Pöbel MC mit Haltung

Wer genauer hinhört merkt: Das stimmt eigentlich gar nicht. Schon der erste bekannte Rapsong auf Deutsch, „Fremd im eigenen Land“ von Advanced Chemistry, handelt von Rassismus-Erfahrungen. Kritik an politischen Verhältnissen, Rassismus und Ungleichheit ist seitdem immer wieder Thema im deutschen Rap gewesen – wenn auch lange Zeit im Schatten des kommerziell erfolgreicheren Gangster-Raps.

Seit einigen Jahren gibt es aber einen Wandel in der Szene: Beispiele sind die Antilopen Gang, Waving the Guns oder eben auch Pöbel MC. Der selbsterklärte „Bildungsbürgerproll“ verbindet rotzige Attitüde mit reflektierten Texten.

Sein Debüt hat der Rostocker Rapper im Jahr 2017 auf Kassette bei dem Berliner Rap- und Graffiti-Kollektiv Upstruct veröffentlicht. Sein jüngstes Album kam beim Label Audiolith raus, bei dem unter Anderem auch Feine Sahne Fischfilet oder die Electro-Punk-Band Egotronic unter Vertrag stehen.

Zwischen diesen beiden Welten – Untergrund-HipHop-Kultur und linksalternative Szene – bewegt sich Pöbel MC. Hochkultur-Referenzen finden in den Texten des Rappers direkt neben klassischen Punchlines Platz. Darüber hinaus reflektiert er in persönlichen Songs wie „Patchworkwendekids“ seine Biographie als Nachwendekind.

Wie fand er zu seinem Stil fand, der in der deutschen Szene einzigartig ist? Und was hält er von Gangstarap? Das erzählt Pöbel MC im Interview mit detektor.fm-Redakteur Dominik Lenze in dieser Musikzimmer-Bonusfolge.

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