Sister Rosetta Tharpe ist in den 30er-Jahren eine der ersten Musikerinnen, die Gospelmusik im Mainstream verankert. Nicht nur das: Sie ist auch die erste Musikerin, die sich auf einer elektrischen und stark verzerrten Gitarre begleitet und so den Weg zum Rock’n’Roll bereitet.
Sister Rosetta Tharpe wird 1915 als Rosetta Nubin in die Gemeinde Cotton Plant in Arkansas geboren. Ihre Eltern arbeiten auf einer Baumwollplantage. Aber sie machen auch Musik. So kommt es, dass Rosetta schon als 6 Jährige mit ihrer Mutter durch die Südstaaten tourt. Die beiden singen nicht nur Gospel, Rosetta begleitet ihre Mutter schon in diesem Alter auf ihrer Gitarre. Mit Anfang 20 gerät das Gitarren-Wunderkind ans Label Decca, das mit ihr vier erfolgreiche Songs produziert, u.a. „Rock Me“ und „That’s All“.
Sister Rosetta Tharpe wird über Nacht zum Star. Durch sie findet nicht nur Gospelmusik plötzlich anklang in der Musikindustrie, auch ihr Gitarrenstil beeindruckt: Sister Rosetta Tharpe nutzt als eine der ersten Künstlerinnen überhaupt eine verzerrte, elektrische Gitarre. Ihren Gospelgesang begleitet sie mit einer rythmischen Melodie – auch Soli fehlen nicht. Dabei wiegt Rosetta Tharpe ihre Gitarre so körperlich und cool, als würde sie mit dem Instrument eine Liaison eingehen.
Die Kulturanthropologin Lisa Rölle hat für den Band „These Girls, too“ (Hrsg. Juliane Streich) ein Portrait über Sister Rosetta Tharpe geschrieben. Im Interview mit detektor.fm, erzählt Rölle von beeindruckenden Videoaufnahmen von Sister Rosetta Tharpe.
Mit ihrer Art Gitarre zu spielen beeinflusst sie viele Musiker des späteren Rock’n’Roll, wie Little Richard, Muddy Waters oder Elvis. Trotzdem gerät Sister Rosetta Tharpe nach ihrem Tod 1973 viele Jahre in Vergessenheit. Erst als die Wissenschaftlerin Gayle Walder Anfang der Nullerjahre beginnt über sie zu forschen und 2007 die Biografie „Shout Sister Shout“ veröffentlicht, wird deutlich wie sehr die männlich geprägte Musikgeschichtsschreibung Sister Rosetta Tharpe übergangen hat.
Wie die Musik von Sister Rosetta Tharpe klingt, wie sie sich als queere, schwarze Frau zwischen den 30er und 60er-Jahren einen Platz in der Musikwelt erkämpfen konnte – trotz Segregation – das erfahrt ihr heute im Popfilter. Hier könnt ihr den Popfilter hören und abonnieren.