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Reingehört: Arctic Monkeys – Suck It And See

Dank Myspace und Co haben die Arctic Monkeys schon vor der Veröffentlichung ihres Debütalbums in ausverkauften Hallen gespielt. Die beiden Nachfolgealben hatten es dementsprechend schwer. Jetzt erscheint das vierte Album „Suck it and See“.

Um Eines gleich vorweg zu nehmen: Suck It And See ist eine ganz harmlose englische Redewendung und entspricht etwa dem deutschen „Probieren geht über studieren“. Die leicht obszöne Anspielung, die man als Nichtmuttersprachler in diese Aussage hineininterpretieren könnte, ist also nicht gewollt. Solche pubertäre Provokationen haben die Arctic Monkeys wahrscheinlich auch gar nicht mehr nötig. Auf ihrem vierten Album beweisen sie einmal mehr, dass sie sich ihre Hörner abgestoßen haben. Die Arctic Monkeys haben sich zu einer veritablen Rockband entwickelt. Vielschichtig und ohne experimentellen Schnickschnack im Sound.

Weil der Winter in England nur schwer zu ertragen ist, sind die Arctic Monkeys für die Aufnahmen von Suck It And See nach Los Angeles geflogen. Sänger Alex Turner findet, dass die Stadt ihre Spuren auf der neuen Platte hinterlassen hat:

Wir haben alles in Kalifornien aufgenommen. Die Aufnahmen haben nur zwei einhalb Wochen gedauert, weil die Songs im Prinzip fertig waren, als wir ins Studio kamen. Aber trotzdem hat uns die Umgebung dort und allein der Fakt, in L.A. zu sein noch mal ziemlich beeinflusst: Das Wetter war toll, die Sonne schien – das hat sich auf die Platte ausgewirkt.

Während die ersten drei Alben noch in spontanen Jamsessions entstanden sind, war Suck It And See von vornherein sehr durchgeplant. Alex Turner hat die meisten Songs zuhause mit seiner Akustikgitarre geschrieben. Dabei hat er sich großzügig an den letzten fünfzig Jahren Popgeschichte bedient. Seinen Hang zu den 60ern hat Turner ja schon in dem Nebenprojekt Last Shadow Puppets bewiesen. Auf Suck It And See wühlt die Band nun auch in der Songwriter-Kiste aus dieser Zeit:

Wir haben uns diesmal sehr auf das Songwriting konzentriert. Wir haben versucht, viel von den wirklich guten Songwritern aufzuschnappen, deswegen haben wir die ganze Zeit John Cale gehört und Leonhard Cohen. Sogar ein bisschen Country war dabei. Wir wollten einfach eine gute Basis und einen soliden Rahmen für die Songs haben, bevor wir ins Studio gingen.

Die großen Themen in ihren Songs sind geblieben. Es geht den Arctic Monkeys immer noch um das Leben an sich, um Beziehungen, gebrochene Herzen und das Erwachsenwerden. Nur die Einstellung dazu hat sich geändert. Hieß es vor fünf Jahren noch übermütig „Get on your Dancing shoes, you sexy little swine“, betritt Alex Turner die Tanzfläche jetzt mit einem unsicheren: „Put on your dancing shoes/ And show me what to do/ I know you’ve got the moves“.


Auch vor Pathos schreckt Turner nicht zurück. In dem Song Love Is A Laserquest richtet er einen Monolog an eine Ex-Freundin und versucht ihr glaubhaft zu machen, dass sie bloß eine unter vielen war. Am Ende muss er zugeben, dass er sich damit selbst belügt. Und obwohl Inhalt und Bedeutung der Songs für die Band wichtiger geworden sind, verzichtet sie nicht auf dominante Gitarren. Es gibt sie noch, oder besser gesagt wieder, die unbändig nach vorne rasenden Riffs, die sich wie wild geworden überschlagen, bis Turner sie mit seiner Stimme wieder einfängt.

Die zwölf neuen Songs wirken gelöst und doch geradlinig. Die Arctic Monkeys, so klingt es, wissen genau, wo sie mit der Platte hinwollen: Weg vom Image der Testosteron-geladenen Haudrauf-Bubies hin zu einer ernstzunehmenden Rockband. Mit Suck It And See könnte ihnen das endlich glaubhaft gelingen.

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