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Reingehört: Black Lips – Arabia Mountain

Was, bitte schön, ist „Flower Punk“? Ganz genau wissen das höchstens die vier Jungs der Black Lips aus Atlanta – denn so beschreiben sie selbst ihre Musik. Ihre Liveshows haben sie in Großbritannien und vor allem in den USA bekannt gemacht. Nun wollen die Black Lips mit ihrem sechsten Album, „Arabia Mountain“, offenbar weiter raus aus der Punk-Nische.

Gitarren anzünden, urinieren, Bühneninvasionen – mit Punk-Folklore haben die Black Lips vor allem live ihr Revier markiert. Doch der Großteil dieser Heldentaten liegt Jahre zurück, und im Studio ist es egal, mit welchem Geschlechtsteil man seine drei Akkorde spielt. Da können Cole Alexander und Jared Swilley beim sechsten Album schon mal davon sprechen, dass sie und ihre Musik wenigstens etwas reifer geworden sind.

Die Texte auf diesem Album gehen tiefer als auf dem letzten. Aber eigentlich sind sie immer noch ziemlich einfach. Es geht darum, Geschichten zu erzählen. Etwa beim Lied „Mad Dog“: Wir mögen es, Platten rückwärts abzuspielen. Es geht um Bands die so Botschaften auf ihren Platten aufzeichnen, wie Judas Priest oder die Beatles.

Neben rückwärts abgespielten Platten geht es auf Arabia Mountain um Kunstausstellungen, Aufklärungsbücher, den Genuss von rohem Fleisch oder Baseball-Maskottchen. Die Texte sind vielfältig, die Musik ist es nicht. Trotz eines neuen Produzenten: Die Black Lips holten Mark Ronson aus London, bisher eher verantwortlich für Duran Duran, Lily Allen oder Amy Winehouse‘ Welterfolg Back To Black. Deswegen wollte Gitarrist Cole Alexander erst gar nicht an eine Zusage glauben.

Wir dachten, das wäre ein Witz. Er würde nicht mir uns arbeiten wollen. Wir sind einfach so verschiedene Typen. Aber es lief wirklich gut. Wit hatten einen Babysitter, einen Manager. Jemanden, der alles zusammengehalten hat. Unser letztes Album war eine viel zu bunte Mischung. Aber Mark Ronson hat die Persönlichkeit von jedem von uns genutzt und dem ganzen eine Idee gegeben.

Was die Black Lips mit Mark Ronson geschafft haben: Eine Punkstimme klang selten so glatt geschliffen wie hier beim Titel New Direction. Wirklich neue Sounds kann die Band aber nicht bieten; es sei denn, die British Invasion der 60er Jahre hat es bis heute nicht in die amerikanischen Südstaaten geschafft. Bicentennial Man zum Beispiel klingt wie die Suche nach der Schnittmenge aus Stones, Kinks und The Who und Ticket To Ride von den Beatles heißt jetzt Spidey’s Curve.

Was Aufnahmetechnik angeht, klang es in den 60ern einfach am besten. Alles was danach erfunden wurde klang ziemlich blöd und seelenlos, mit Computern und all dem Zeug. Ich mag elektronische Klänge. Aber das war einfach die beste Ausrüstung. Alte Verstärker, alte Mikrofone. Wir haben immer analog aufgenommen. Das klingt einfach wärmer und menschlicher.

Wenn man Bassist Jared Swilley so zuhört, ist es kein Wunder, dass die Stärken von Arabia Mountain im Altbewährten liegen. 16 Stücke in gut 40 Minuten, fast alle machen gute Laune, einige haben Ohrwurmqualität. Dabei legen die Black Lips allerdings ein solches Tempo vor, dass spätestens zur Hälfte die Frage aufkommt, ob erst der Band oder erst dem Hörer die Puste ausgeht. Zum Luftholen eignet sich vielleicht dieses unnütze Wissen aus dem Bereich Punk-Folklore: Gitarrist Cole Alexander hat einen Teil der Percussion von Arabia Mountain auf einem Totenkopf eingespielt.


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