Die Bandgeschichte von Cristobal And The Sea wirkt wie ein sehr gutes Argument für ein offenes Europa. João, Leila und Alejandro stammen aus Portugal, Korsika und Spanien, Schlagzeuger Josh ist Brite. Für’s Studium sind sie ins englische Städtchen Loughborough gezogen und haben da dann irgendwie zueinander gefunden. Nach dem Studium ging es zusammen nach London, wo die vier immer noch leben und arbeiten.
England ist im Allgemeinen ein sehr europäischer Ort und viele Leute ziehen zum Studieren und Arbeiten da hin. Wir sind irgendwie im gleichen Freundeskreis gelandet und dann hat es sich so ergeben, dass wir zusammen nach London gezogen sind.
Musik war dabei zuerst kein Karriereplan. Cristobal And The Sea hatten einfach Spaß daran, gemeinsam zu spielen. Das hört man ihnen immer noch an: Die Musikpresse bezeichnet ihren Sound als „naiv und verspielt“. Gitarrist João Seixas kann mit dieser Beschreibung gut leben. Das Proben und Songschreiben mit den Anderen ist für ihn irgendwo noch ein spaßiges Hobby, mit dem Erfolg müssen Cristobal And The Sea die Musik aber natürlich ernster nehmen als in den Anfangstagen der Band.
Wir machen wahrscheinlich so Musik, weil wir es nicht besser wissen. Das ist auch unsere einzige Chance, Musik zu machen – so, oder gar nicht. Es geht hauptsächlich ersteinmal darum, Spaß zu haben. Bei den Proben wird viel gelacht, wir haben Spaß daran, Songs zu schreiben und wir hoffen, dass das mit uns so weitergehen wird. Aber natürlich müssen wir das ganze jetzt auch ernster nehmen.
Afropop und Bossa Nova
Bitterernst klingt ihr Debütalbum „Sugar Now“ sicher nicht. Cristobal And The Sea verbinden Afropop-Melodien mit Bossa Nova-Gitarren und Latin-Rhythmen. Mal klingt das wie Fleet Foxes, mal nach skandinavischem Entschleunigungs-Pop ala Kings of Convenience oder Junip. Kein Wunder, dass sie unlängst mit José González auf Tour waren.
Die Geheimwaffe der Band ist dabei Flötistin und Sängerin Leila Seguin, die melodisches Flötenspiel und Gesangsharmonien beisteuert und so für ein Quäntchen Exotik sorgt. Gesungen wird selbstverständlich in Englisch, Portugiesisch, Spanisch und Französisch. Ihre kulturellen Einflüsse lassen die Bandmitglieder immer wieder in die Musik einfließen. Was dabei am Ende rauskommt, kann sich hören lassen. „Sugar Now“ ist ein tolles Folk-Pop-Album geworden, das vor unaufgeregtem Charme nur so sprüht. Genau das Richtige also, um lässig und entspannt den Herbst zu überstehen. Ganz egal wo.
Redaktion: Vincent Raßfeld, Interview: Anke Behlert