Reingehört: Die Heiterkeit – Monterey

Wärme statt Traurigkeit

Nicht jeder ist mit dem ersten Album der Hamburger Band Die Heiterkeit klargekommen. Das war vielen zu unterkühlt, spröde und erinnerte stark an die frühen Tocotronic und Lassie Singers. Es waren vor allem die Pop-Presse und das Feuilleton, die sich auf das Frauen-Trio einigen konnte. Auf ihrem zweiten Album „Monterey“ verschieben sich die Koordinaten in Richtung Wave.

Autorin: Juliane Streich

Eine Kooperation mit Kreuzer Online, dem Monatsmagazin für Kultur und Pop, Lifestyle und Stadtgeschehen.


Es geht ja immer noch tiefer. So auch mit der Heiterkeit: War Stella Sommers Stimme schon beim Debüt Herz aus Gold zu Recht mit der von Nico verglichen worden, weiß man jetzt gar nicht mehr, ob man solch eine Stimme überhaupt schon mal gehört hat. So unbeteiligt und unnahbar, und dennoch von einer berührenden Ruhe.

Das gilt auch für die Texte der Band aus Hamburg, Berlin und Leipzig. Wartende Kapitäne, Jungen mit goldenen Haaren oder Cary Grant werden da besungen und kommen wahlweise mit Pauken und Trompeten, brauchen dringend Hilfe oder weinen bitterlich.

Wärme statt Traurigkeit

Es sind traurige Gestalten auf dem zweiten Album Monterey, benannt nach einer Stadt in Kalifornien, die sich nicht mit viel rühmt, aber immerhin damit, dass der Autor von Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde sich hier ein Jahr aufhielt. Und in der es so warm ist, wie es im Song Kalifornien heißt. So ist es auch eher Wärme als Traurigkeit, die sich am Ende des Albums durchschlägt:

Nun, da du fragst: Es war die meiste Zeit dunkel und hart. Du liebst mich immer noch wie am ersten Tag.

Das klingt nicht mehr so nach Tocotronic und Lassie Singers, eher nach dem Wave von The Cure, wenn man die Helden mal ganz kurz heranziehen darf, schließlich haben die drei Mädchen auch Robert Smith auf der EP Daddy’s Girls eine eigene Liebeserklärung gesungen. Synthesizer sind hinzugekommen und Anna-Leena Lutz von Half Girl hat Stefanie Hochmuth am Schlagzeug abgelöst.

„Die ganz müden Pferde“

Und dann wären da noch die Pferde, die das Cover zieren, das die Band angeblich von einer Hobbymalerin ersteigert hat: Frei nach Dylans All The Tired Horses besingt auch Sommer Die ganzen müden Pferde. Sie bleiben über Nacht, sie sind immer wach. Ein Album für alle, die auch so müde sind.

Redaktion