Reingehört: Ewert And The Two Dragons – Circles

Mut zur Ehrlichkeit

Indiepop aus Estland – seit mittlerweile sechs Jahren machen Ewert Sundja und seine drei Mitstreiter als Ewert And The Two Dragons zusammen Musik, jetzt auch mit Rückendeckung eines Majorlabels. Ist Album Nummer drei der große Wurf?

Ihr drittes Album „Circles“ ist zum ersten Mal nicht im heimischen Estland entstanden, sondern im Bear Creek Studio in Seattle. Ein Traum, sagt Gitarrist Erki Pärnoja.

Es war ein altes, idyllisches Studio aus den 70er Jahren. Alles war analog, alles war alt und alles war romantisch und schön. Es war auch in den Wäldern, ganz weit weg von der Stadt und wir waren ziemlich isoliert, insofern war es nicht so verschieden von unseren anderen Recording-Sessions.

Ein straffer Zeitplan

Abgesehen von der Abgeschiedenheit hat sich die Zeit im Studio diesmal deutlich von dem unterschieden, was Ewert And the Two Dragons bisher gemacht haben. Es war das erste Mal, dass die Band eine festes Limit bei der gebuchten Studiozeit hatte. Das erforderte ein Stück mehr Disziplin, als sie es bisher gewohnt waren.

Beim ersten Album „The Hills Behind The Hills“ waren wir einfach drei Freunde in einem Sommerhaus, hatten viel Spaß und waren am Strand. Wir hatten also alle Zeit der Welt. In Seattle hatten wir einen Monat – man könnte denken, das ist eine ganz lange Zeit. Ist es aber nicht.

Von der jugendlichen Unbeschwertheit, die das erste Album noch geprägt hat, haben sich die vier von Ewert And The Two Dragons mittlerweile ein bisschen weg bewegt. Man hat nicht nur musikalisch dazugelernt. Immerhin gibt es einige Stücke auf der neuen Platte, die eine Brücke schlagen zwischen dem Material auf dem letzten Album „Good Man Down“ und den neuen Songs – „Pictures“ ist einer davon.

Eine andere Blickrichtung

Vielleicht ist es der Blick auf den 30. Geburtstag, der die Musiker von Ewert And The Two Dragons dazu bringt, in ihren Songs nachdenklicher zu werden, neue Fragen zu stellen und andere Perspektiven zu gewinnen – auch wenn das bedeutet, dass die Musik auf „Circles“ ein bisschen gedämpfter und zurückgenommener wirkt als man das von der Band kennt. Eines der zentralen Themen ist die Frage danach, was man vielleicht loslassen muss, um im Leben vorwärts zu kommen. Genau darum geht’s im Titelsong des Albums.

Wir stellen uns solche Fragen und wenn etwas aktuell für uns ist, dann müssen wir darüber singen oder solche Lieder schreiben. Ich hoffe, dass die Hörer nicht nur den dunklen Sound hören. Es gibt auch einen Kontrast: Alles ist am Ende positiv. Aber man muss sich diese wichtigen und vielleicht auch ein bisschen dunklen Fragen stellen.

Ehrlichkeit sei einfach das Wichtigste, meint Erki von Ewert And The Two Dragons – nicht nur in den Songs. Es hilft, dass die vier schon lange Freunde sind und alle etwa am gleichen Punkt im Leben stehen. Da fällt es leichter, Gefühle offen auszusprechen und eben auch sehr persönliche Erfahrungen in den Texten auftauchen zu lassen.

Wir wissen dass es das beste Resultat ist, wenn wir ehrlich sind. Und wir müssen ehrlich sein – anders ist die Musik für uns nicht gut.

Es gehört Mut dazu, sein Gefühlsleben so offen zu legen wie Ewert And The Two Dragons es machen. Dem Songwriting tut es jedenfalls gut – und damit vielleicht auch allen, die diese Platte hören.

Redaktion