Reingehört: Fanfarlo – Let’s Go Extinct

Fanfarlo beschäftigen sich auf ihrem neuen Album „Let’s Go Extinct“ mit Existenzfragen über unser Leben und unsere Zukunft. Klingt nach schwer verwertbaren Themen, aber Fanfarlo haben es geschafft, das alles mit einer Leichtigkeit anzugehen, die man gerne öfter hören würde.

Aus dem Nichts kommt ein leises Summen, zu dem weitere Stimmen hineinfliegen, sodass sie einen Akkord ergeben. Unmerklich werden die Stimmen von sphärischen Synthesizern aufgefangen und weitergetragen. Das ist der leise Urknall von Fanfarlo’s drittem Album Let’s Go Extinct. Die fanfarenartigen Trompeten sorgen für den nötigen Pathos und rollen schonmal den roten Teppich für das gedankenvolle Album auf. Sofort ist man mittendrin und fühlt sich wie der Astronaut auf ihrem Plattencover, der über unserem Planeten schwebt.

Es beginnt eine Reise durch ein Klanguniversum, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Fanfarlo gelingt es aber trotzdem, die verschiedenen Sphären irgendwie zusammenzuhalten. Sie hatten hörbar Spaß am Experimentieren.

Es ist unsere künstlerische Verantwortung gegenüber uns selbst, nicht das gleiche Ding nochmal zu tun! Man sollte sich immer weiterentwickeln

Mit dieser Einstellung ist ein Album entstanden, das sehr detailverliebt und liebevoll gestaltet ist. Es gibt Songs mit dem Charme eines 80er Jahre-Keyboards und dem fröhlichen Glittervorhang, aber auch Sounds, die so klingen, als müssten sie noch erfunden werden. Fanfarlo zeigen häufig ihre melancholische Seite, sorgen mit unwiderstehlichen Keyboard-Grooves aber auch immer mal wieder für ein zuckendes Tanzbein.

Kreativität & Experimentierfreude

Dann plötzlich werden Instrumente eingesetzt, die man so gar nicht erwartet hätte. Aber sie passen verrückt gut zusammen. Hawaiianische laid-back-Akzente, eine Uhr, die mit ihrem Ticken den Rhythmus vorgibt oder eine Trompete ganz weit weg, von einer anderen Dimension.

Wir haben Neues kennengelernt und gelernt, wie man alte Synthies benutzt. Das hat uns viel Spaß gemacht! Wir haben gelernt die Orchesterinstrumente, die wir spielen, in einer anderen Art und Weise zu benutzen

Wenn man aufmerksam hinhört, gibt es überall etwas zu entdecken. Selbstbewusst zeigen Fanfarlo uns die große Weite der Klangwelt mit eingängigen Melodien und ganz viel Gefühl. Dafür sorgen die gehaltvollen Texte von Sänger Simon Balthazar, fernab vom typischen Lalala-Pop. Obwohl in den Songs schon so viel passiert, schaffen es die Texte durchzublitzen. Sie beschäftigen sich mit elementaren Fragen wie: Wo kommen wir her? Warum sind wir hier? Wo gehen wir hin? Szenen wie aus einem Science-Fiction Film.

Wir lassen uns gerne von Science-Fiction und Sachen, die schräg sind, hineinziehen. Die Schönheit an Science-Fiction ist, dass sie eine große Poesie hat. Sie dient als Metapher für das Kleine und das Große

Diese seltsame Schönheit liegt in all ihren Songs. Fanfarlo haben den besten Weg gefunden, uns ein metaphysisches Thema greifbar zu machen und sich selbst dabei aber nicht zu ernst genommen. Manche würden vielleicht sagen, dass das Album unentschlossen und ziellos ist, aber womöglich ist das ja die moderne Popmusik, die alles aufnimmt, was früher war und es mit dem verbindet, was sein wird. Darum geht es Fanfarlo ja schließlich auch.