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Reingehört: Fink – Perfect Darkness

Jahrelang ist Fink alias Fin Greenall als DJ durch die Clubs dieser Welt getourt, bevor er die Gitarre und das Songschreiben für sich entdeckt hat. Kürzlich ist das vierte Fink-Album „Perfect Darkness“ erschienen.

Fin Greenall mag gerne Songs. Das war nicht immer so, denn während seiner Jugend in den 80er und 90er Jahren kamen bei Fin vor allem Rave, HipHop und Acid House auf den Plattenteller. Er arbeitete als DJ und Remixer und ergatterte schließlich einen Deal beim Londoner Elektro-Label Ninja Tune. Irgendwann hatte er jedoch die Nase voll vom DJ-Leben.

Ich komme aus Bristol, derselben Stadt wie Massive Attack, Portishead, Smith & Mighty und Tricky. Es gibt also eine Tradition, Songs mit anderen Stilen zu mixen. Ich habe elektronische Musik vor allem dafür gemocht, dass sie so linear ist und man dadurch ein bisschen in Trance versetzt wird. Der Hauptgrund dafür, dass ich kein Elektro-DJ mehr sein wollte, war, dass ich das schon ewig gemacht hatte. Es hat mich einfach gelangweilt.

Nachdem Fink als Produzent schon für Amy Winehouse und John Legend Stücke geschrieben hatte, erschien 2006 sein erstes Album als Singer/Songwriter. Seine Vorbilder waren jetzt eher die klassischen Folksänger der 70er wie Joni Mitchell oder John Martyn. Seitdem hat ihn der Song an sich nicht mehr losgelassen, elektronische Musik hingegen findet er nicht mehr spannend.

Es gibt noch gute elektronische Musik, aber ich mag die Herausforderung des Songs. Technologie kann viele interessante Dinge für Musik tun, aber sie kann niemals den Künstler ersetzen. Das meiste der heutigen Clubmusik ist meiner Meinung nach zu einfallslos. Nur eine Minute eines Squarepusher-Tracks enthält mehr Ideen, als ein ganzes Berlin-House-Album. Ich habe den Song für mich entdeckt und ich mag die Leidenschaft von Liveshows.


Die ersten drei Fink-Alben bilden eine Art Trilogie, alle tragen Fins Konterfei als Cover, um zu zeigen: Hinter dieser Platte stecken echte Menschen. Auf dem Cover von Perfect Darkness hingegen sieht man einen bewölkten Tag am Meer, der vom Abdruck eines schwarzen Holzquadrates überdeckt wird. So soll schon von außen sichtbar sein, dass sich einiges geändert hat.

Der größte Unterschied zwischen diesem Album und den anderen ist der Schreib- und Aufnahmeprozess. Wir haben es in Los Angeles aufgenommen. Wir haben nicht vier Monate bei mir zu Hause verbracht, wie normalerweise. Wir haben das ganze Album in zwei Wochen eingespielt. Wir haben dieses Mal alle zusammen die Musik geschrieben und ich habe dann Songs daraus gemacht. Wir sind jetzt alle Musiker und dafür haben wir drei Alben gebraucht, jetzt wollen wir das richtig auskosten.

Geblieben sind Finks charakteristische, leicht kratzige Stimme und die unaufgeregten Arrangements aus Gitarre, Bass und Schlagzeug. Diese reduzierte Instrumentierung bildet den Teppich auf dem sich Fin Greenalls nuschelnder Gesang zögerlich und verhalten nach vorne tastet. Hall-Effekte und Streicher tragen zur leicht bedrückenden, man möchte fast sagen, bristol-typischen Atmosphäre des Albums bei. Der Titeltrack Perfect Darkness klingt passenderweise leicht TripHop-lastig. Wheels ist fast schon klassischer Deltablues mit einem John Lee Hooker typischen Sprechgesang. Der letzte Song Berlin Sunrise handelt vom euphorischen Gefühl nach einer durchtanzten Nacht den Sonnenaufgang über der großen Stadt zu sehen und steuert dann doch noch ein wenig Optimismus bei.

Die Stücke auf Perfect Darkness klingen urban und doch organisch, monoton und hypnotisierend wie Portishead-Songs, allerdings ohne deren Strahlkraft zu entfalten. Keiner der Songs sticht so richtig heraus, es fehlt die zwingende Hookline, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen will. An bewölkten Sonntagnachmittagen gehört, kann Finks Perfect Darkness den Hörer aber durchaus in wohliger Melancholie baden lassen.

Fink – Yesterday Was Hard On All Of Us

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