Reingehört: Naytronix – Mister Divine

Bass-Grooves und Synthie-Krach

Nate Brenner ist als Bassist der Noisepop-Band tUnE-yArDs eigentlich viel beschäftigt, irgendwie findet er aber auch noch Zeit für sein Soloprojekt Naytronix. Sein zweites Album „Mister Divine“ steckt voller psychedelischer Popsongs. Wir haben mit ihm gesprochen.

Immer wenn tUnE-yArDs Tourpause machen, nimmt Nate Brenner im heimischen Studio nur für sich Musik auf. Was als Klangsammlung für seine DJ-Sets beginnt, wird schnell zu ersten Demos für ein neues Naytronix-Album. Anders als bei seinem 2012 erschienenen Debüt „Dirty Glow“ lässt Brenner sich diesmal Zeit. Er ist sicherer geworden, sagt er:

Ich wollte mir einfach mehr Zeit nehmen. Bei den Aufnahmen zum ersten Album fand ich es wirklich aufregend, meine eigene Band zu haben. Und ich dachte die ganze Zeit „Ja! Ich nehme echt ein Album auf“, und es hat wirklich Spaß gemacht und dann war es fertig. Ich wusste dann, dass ich Alben produzieren kann und habe mir vorgenommen, mir beim nächsten Mal mehr Zeit zu lassen.

Ein paar gute Freunde

Als Brenner genug Material zusammen hat, holt er den Gitarristen Mark-Allen Piccolo und den Percussionisten Robert Lopez ins Boot und die drei spielen drauf los. Veredelt werden diese Rhythmustracks später von den Saxophonisten Matt Nelson und Noah Bernstein und dem Keyboarder Michael Coleman. Man ist gut befreundet, spielt teilweise schon zusammen in anderen Bands. Anders als auf seinem Debüt „Dirty Glow“ war es Nate Brenner auf dem Zweitling wichtig, einfach mit ein paar guten Freunden zusammenzuarbeiten.

Diese Vertrautheit kann man wirklich hören. „Mister Divine“ ist ein entspanntes Album geworden, das vor allem auf zurückgelehnte Grooves setzt. Die Band streut hin und wieder Synthesizer-Lärm ein und jammt auch mal befreit drauflos. Das sorgt dafür, dass die Songs bei aller Lässigkeit spannend bleiben. Dazu kommen psychedelische Vocals, die diesmal viel mehr im Vordergrund stehen als noch auf „Dirty Glow“.

Der Bass gibt den Ton an

Herzstück des Sounds ist aber Brenners expressives Bass-Spiel. War der Vorgänger „Dirty Glow“ noch hauptsächlich auf Keyboards entstanden, besinnt sich der studierte Jazzbassist hier auf seine Kernkompetenz.

Der Bass ist mein Hauptinstrument und ich wollte einfach dahin zurück. Beim letzten Album habe ich eine Pause eingelegt, aber dieses Mal dachte ich mir, dass das eben einfach mein Ding ist. Ich bin Bassist und der Bass hat diesmal auch wirklich mein Songwriting bestimmt.Nate Brenner über seine Rolle als Bassist 

„Mister Divine“ ist ein wirklich starkes Album. Die Mischung aus groovigem Psychedelic Pop und Electronica geht auf und die neun Songs offenbaren nach und nach immer mehr Tiefe. Dabei bleibt das Album aber zugänglicher und spaßiger als Naytronix Debüt „Dirty Glow“. Wer Bands wie Tame Impala mag und etwas mit komplexen Grooves anzufangen weiß, dem sei „Mister Divine“ wärmstens ans Herz gelegt.


Redaktion: Vincent Raßfeld, Interview: Anke Behlert