Portugal. The Man sind unerschütterlich. Auch dieses Jahr melden sie sich pünktlich zum Sommer mit dem passenden Soundtrack zurück. Ihr neues Album Evil Friends lockt mit üblicher Lagerfeuerromantik und einer ordentlichen Portion Experimentierfreude. Perfekt um die warmen Tage zu versüßen.
Mit Danger Mouse zu neuem Klang
Kenner der Band dürfte vor allem der neue Sound verwundern. Die Überraschung kommt nicht von ungefähr, denn produziert hat das Album Brian Burton, besser bekannt als Danger Mouse. Der hat schon mit Künstlern wie The Black Keys, Beck oder The Rapture gearbeitet. Bei Portugal. The Man ist es anfangs ein Album von Pink Floyd gewesen, dass den Stein ins Rollen gebracht hat, erzählt Sänger und Gitarrist John Gourley:
Ich habe Brian erzählt, dass ich total auf „The Darkside Of The Moon“ stehe. Das ist meine Lieblingsplatte. Aus irgendeinem Grund haben wir uns dann dafür entschieden, genau so etwas zu machen. Wir gingen also ins Studio und fingen direkt an, den Song „Waves“ zu schreiben. Doch während wir daran arbeiteten, wurde es zu etwas ganz anderem. Als wir „Waves“ fertig hatten, waren wir total begeistert, dass mit jeder neuen Bassline ein neuer Song entstand. So haben wir schnell auf coole Art und Weise einige Stücke zusammengesammelt.
Die neuen Klangvorstellungen haben auch das Songwriting von Portugal. The Man beeinflusst. Auf Evil Friends haben sie sich an den Songs der Beach Boys und den Beatles orientiert. Auch Keyboarder Kyle O’Quin hat sich dafür musikalisch weiterentwickelt.
Auf diesem Album erinnert das Songwriting an das der Beach Boys, John Lennon oder Paul McCartney. Unser Keyboarder Kyle ist ein großartiger Pianist. Er probierte eine neue Akkordfolge, nachdem Brian und ich ihm die neuen Bass- und Gitarrenriffs zeigten. Wir haben das meiste dann gemeinsam zu Ende geschrieben.
Mit allen Wassern gewaschen
Das Album ist gefüllt mit jugendlichem Pathos. Poppiger Indie-Rock, mehr oder weniger klassisch, aber definitiv im großen Stil. Vielversprechende Riffs sind hier im hohen Maße verzerrt und die Songs vielseitig instrumentiert. Die Platte schreit geradezu nach Aufmerksamkeit, die Portugal. The Man problemlos erreichen.
Evil Friends fordert einen trotz neuer Soundästhetik nicht allzu sehr heraus. Die altbekannten Stärken der Band sorgen sicherlich nach wie vor für fröhliches Schunkeln auf diversen Konzerten und Heavy Rotation in vielen Wohnzimmern. Allerdings erfinden sich Portugal. The Man mit diesem Album nicht völlig neu. Ob Doppel-Spur-Gesang à la John Lennon oder aber der rotzigen Attitüde einer Lo-Fi-Garage-Band, Evil Friends schaut retrospektiv in viele Bereiche der Popmusik. Nur fehlt es dem Ganzen an Radikalität, um ausreichend zu provozieren. Alte Fans der Band werden sich daran nicht stören und die Abwechslung mit offenen Armen empfangen.