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Reingehört: Smith Westerns – Dye It Blonde

Ein neues Gesetz scheint sich in der Popmusik abzuzeichnen: Je jünger die Bands werden, desto jünger sind auch ihre Helden. Die meisten Idole der blutjungen Band Smith Westerns sind noch aktiv. Auf ihrem zweiten Album “Dye It Blonde” kann man sie nun zum ersten Mal deutlich heraushören.

Bislang durfte man nur auf Trash-Parties zu 90er Jahre Musik feiern. Doch wie es das ungeschriebene Gesetz der Revivals will, sind 20 Jahre genug des Wartens. Genauso lang ist es nämlich her, dass Bands wie Teenage Fanclub Power-Pop wieder salonfähig gemacht haben. Und selbst das war damals eine Wiederbelebung. Pete Townshend hat nämlich schon Ende der 60er die Musik von The Who als Power-Pop bezeichnet. Dem jetzigen Revival des Revivals haben sich drei Jungspunde aus Chicago verschrieben.

2007 haben zwei Brüder und ein Schulfreund die Smith Westerns gegründet. Bereits zwei Jahre später ist ihr selbstbetiteltes Debüt erschienen. Das im Keller von Max aufgenommene Erstlingswerk erinnert an alles andere als Power-Pop. Rumpelnder Garagenrock mit ein paar psychodelischen Einsprengseln trifft es wohl eher. Trotz des moderaten Erfolgs sollte beim zweiten Album alles anders werden, sagt Bandmitglied Cullen Omori:

Das erste Album, das wir gemacht haben, war völlig verzerrt und übersteuert. Wir wollten so eine Platte nie wieder machen. Deshalb haben wir die Übersteuerung durch mehr Atmosphäre ersetzt. Das war uns wirklich wichtig. Jetzt mag ich unsere Musik sehr. Sie beginnt meist etwas abseitig und zurückgesetzt, wird aber immer intensiver. Songs wie Still New fangen ganz verträumt an und steigern sich dann zu richtigen Gitarrensongs.

Während es auf dem ersten Album noch gewaltig lärmt, hört sich Dye It Blonde viel aufgeräumter an. Keinen geringen Anteil daran hat Produzent Chris Coady, ein Meister der Audiopolitur. Er hat schon den Sound von Bands wie Beach House aufgepäppelt. In ruhigen Momenten glitzern die Synthies besonders glamourös und der Knabenchor zaubert dem Hörer ein Lächeln auf das Gesicht. Doch nicht nur Hymnen wie Smile machen ihrem Titel alle Ehre. Nahezu alle Songs auf Dye It Blonde beweisen ein recht heiteres Gemüt.

Viele Leute sagen unsere Musik sei sonnig. Ich glaube, das liegt an dem derzeitigen Trend. Manche Bands spielen stark mit dem Strandimage und solchen Bildern. Das hat seinen Weg in den Musikjournalismus gefunden. Da stehen die Wörter „sunny“ und „beachy“ dafür, dass man bei der Musik sofort an den Strand rennen will. Wir finden unsere Musik mehr introvertiert.


Deshalb empfehlen die Smith Westerns auch, das Album lieber allein mit Kopfhörern auf dem heimischen Bett zu hören. Auch wenn das Tanzbein bei Beach-Pop-Nummern wie Dance Away unweigerlich zuckt. Ganz von der Hand zu weisen sind die Parallelen zu Bands wie den Beach Fossils oder The Drums nämlich nicht. Die Melodie- und Harmonieverläufe sind dem Indie-Hörer nicht völlig unbekannt. Dennoch bleiben die Einflüsse der 90er Jahre stilprägend. Britpop a la Pulp liegt in der Stimme, Britrock a la Oasis in der Leadgitarre. Diese verzerrte Melodie-Gitarre ist so etwas wie das Signum von Dye It Blonde. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album, immer auf der Lauer nach einer Lücke in der dichten Klangwand.

Ich mag diesen einzigartigen verzerrten Sound sehr. Ich glaube, er kam vom ersten Setup, von den Effektgeräten, die gerade an die Gitarre angeschlossen waren. Wir sind bei der Idee geblieben und haben noch ein bisschen mit Chris daran gearbeitet. Aber ich glaube, in Zukunft wird es mehr unterschiedliche Gitarrensounds geben. Für diese Platte funktioniert der eine Sound super. Ich glaube, er hat einen starken Wiedererkennungswert. Du weißt einfach, wer spielt, wenn du ihn hörst.

Auf Dye It Blonde könnte er zum Sound der Sommerwochenenden werden. Leichtfüßig und überzeugend zugleich steht jeder Song für sich. Die Smith Westerns haben eine gute Mischung aus epischen und beschwingten Momenten auf eine Platte gebracht. Am besten man genießt Dye It Blonde am Wochenende, und zwar nicht allein im Bett, sondern in Gesellschaft. Getreu der Botschaft des Openers: “Weekends are never fun, unless you’re around here, too”.

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