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Spain-Frontmann Josh Haden versteht nichts vom Notenlesen, aber vom Songschreiben. (Foto: Miriam Brummel)

Reingehört: Spain – Sargent Place

Die leise Magie des Slowcore

Für Menschen, die es gerne laut und schnell mögen, ist die Musik von Spain wohl eher nichts. Die Band aus Los Angeles hat Mitte der 90er als Vetreter des sogenannten Slowcore begonnen. Im Gegensatz zum damals angesagten lärmenden Grungerock spielten Slowcore-Bands ruhige und reduzierte Songs. Auf ihrem neuen Album „Sargent Place“ fesseln Spain mit der leisen Magie ihrer Musik.

Vom Notenlesen versteht er gar nichts und auch Gitarre spielt er vor allem mithilfe einer sehr praktischen App, gesteht Spain-Sänger Josh Haden. Die alte Punkrock-Herangehensweise „einfach Instrument schnappen und losmachen“ kann demnach so falsch nicht sein. Wenn am Ende immer so wunderbare Songs herauskommen, wie man sie auf Spains neuem Album Sargent Place findet, sollte man Musikschulen umgehend abschaffen. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht, gibt Haden zu.

Ohne meine Band wäre ich aufgeschmissen. Sie sind alle ausgebildete Musiker. Wenn wir proben und sie fangen an, sich über verminderte Viertelnoten und so ein Zeug zu unterhalten, dann höre ich gar nicht mehr zu. Notenlesen und Musiktheorie habe ich noch nie verstanden. Ich habe sogar Kurse gemacht, aber es ist einfach zu schwierig für mich. Vielleicht würde es ja klappen, wenn ich viel Zeit investiere, um es zu lernen. Aber diese Zeit nutze ich lieber, um Songs zu schreiben.

Musik wie ein Fluss

Spains zeitlose, entschleunigte Musik ist wie ein gemächlich vor sich hin fließender Fluss. Sowohl für die Arrangements, als auch für die Texte gilt: weniger ist mehr. Jedes Instrument, jede Harmonie ist sorgfältig platziert, die Worte der Mantra-artigen Texte gewissenhaft ausgewählt.

https://www.youtube.com/watch?v=Z8WEDOEe0_Q

Ein Messie hat auch gute Seiten

Neben Gitarre, Bass, Schlagzeug und Klavier sind auf Sargent Place auch ungewöhnliche Percussion-Instrumente wie eine Pandero zu hören. Das ist eine Handtrommel aus Südamerika, die so ähnlich funktioniert wie ein Tamburin. Der Produzent Gus Seyffert hat Unmengen solcher exotischer Instrumente angehäuft. In seinem Studio haben Spain die neuen Songs aufgenommen. Für die Band war das ein Glücksfall, sagt Haden.

Er ist so eine Art Messie. In seinem Haus ist jeder Quadratmeter vollgestellt mit Aufnahme-Equipment. Sein Schlafzimmer besteht nur aus einem Bett und drumherum stehen Verstärker. In den Küchenschränken bewahrt er Mikrophone, Batterien und Effektgeräte auf. Er ist wie ein verrückter Wissenschaftler und sehr engagiert. Auf der neuen Platte gibt’s einige Sounds und Elemente, die wir ohne ihn und seine vielen exotischen Instrumente nie hinbekommen hätten.

Nicht ohne meinen Vater

Josh Haden kommt aus einer sehr musikalischen Familie. Sein Vater Charlie ist ein bekannter Jazz-Bassist, der in den 60ern mit allen Größen des Genres zusammengespielt hat. Umso verwunderlicher, dass er bislang noch nie bei einem Spain-Album mitgewirkt hat. Auf Sargent Place ist Charlie Haden nun in dem Stück You and I zu hören.

Ich weiß auch nicht, warum wir vorher noch nicht zusammen auf Spain Alben gespielt haben. Vielleicht gab es einfach noch nicht den richtigen Song. „You and I“ war am Anfang so ein Stadionrock-Song. Als Gus ihn das erste Mal hörte, sagte er gleich: Das ist ein toller Song, aber er klingt zu sehr nach U2, da müsst ihr was ändern. Ein Kontrabass würde gut passen, warum fragen wir nicht deinen Vater? Und ich so: Klar, super Idee.

Langsam ist das neue Schnell

Wenn Spain live spielen, wirkt es so, als würden sie sich in Zeitlupe bewegen. Von ihrer stoischen Ruhe geht eine seltsam fesselnde Wirkung aus und es kann passieren, dass man am Ende völlig hypnotisiert ist von der leisen Magie ihrer Songs. Aber genau diese Momente sind es, die das Leben eines Musikfans lebenswert machen. Auf Sargent Place haben Spain jede Menge solcher Momente gepackt. In diesem Sinne: Lassen Sie sich verzaubern.

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