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Reingehört: Wild Beasts – Smother

Die britische Band Wild Beasts kann man getrost als Workaholics bezeichnen. Vor drei Jahren erschien ihr erstes Album. Ein Jahr später schon das zweite, mit dem sie durch die ganze Welt getourt sind. Doch anstatt sich nach diesem vollgestopften Terminplan mal auszuruhen, sind sie vier Tage nach Ende der Tour wieder ins Studio gestürzt, um ihr drittes Album aufzunehmen: „Smother“.

Aufs erste Hören ist der Bandname Wild Beasts etwas irreführend. Die sanfte Melodien und der schmachtende Falsettgesang klingen alles andere als biestig. Bei genauerer Betrachtung ihres dritten Albums Smother ist dann aber schnell klar, woher das englische Quartett seinen Namen schöpft. Denn im Gegensatz zu den Melodien, haben es die Texte der Band in sich. Die beiden Sänger Hyden Thorpe und Tom Fleming suhlen sich hier mit ihren lieblichen Stimmen in lüsternsten Fantasien und reißen dunkle Abgründe auf.

Es geht um lustvollen Sex, um Machtspielchen und körperliche Grausamkeiten. Der Song „Lion Share“ wirkt fast wie ein Mordgeständnis. Da wandert einer durch den Wald und entdeckt eine wehrlose Person. Er quält sie so wie ein Löwe das tun würde. „Es ist ein schreckliches Verbrechen, deswegen ist es hier so dunkel“ singt Thorpe zu einem bedrohlichen Gemisch aus Synthesizer und Piano. Sänger Tom Fleming sieht in dieser Art von Texten eine wesentliche Weiterentwicklung der Band.

Ich denke die Bandbreite unserer Texte ist zwar weiter geworden, der Fokus hat sich aber verengt. Die Texte sind jetzt präziser. Das zeigt sich schon daran, dass die Zeilen kürzer geworden sind. Man braucht nicht unendlich viele Worte, um eine Geschichte zu erzählen.

Smother ist auf keinen Fall eine traurige Platte. Eigentlich ist sie sogar ziemlich positiv. Sie ist wärmer, als die beiden Alben davor. Vielleicht verirrt sie sich manchmal in ungemütliche Themen, aber die gehören zum Leben dazu. Es geht um die Kraft der Leute und wie sie mit bestimmten Dingen fertig werden. Ich denke nicht, dass Menschen von Grund auf gut sind, aber viele streben danach, es zu sein. Diese Eigenschaft ist vielleicht die schönste der gesamten Menschheit.

Der Sound auf Smother ist noch reduzierter als auf den beiden Vorgängeralben. Die Gitarrenriffs treten zum Teil völlig in den Hintergrund. Dafür benutzt das Quartett wesentlich mehr elektronische Elemente als zuvor: Synthesizer wabern gleichförmig vor sich hin und Soundeffekte umspielen die hypnotischen Melodien. Bei den Aufnahmen kam es der Band darauf an, den Sound so rau und unbearbeitet wie möglich zu belassen. Teile der Platte wurden über ein Laptopmikrofon aufgenommen und im Nachgang nur noch unwesentlich bearbeitet. Tom Fleming sagt dazu:

Wir haben versucht, so wenig wie möglich zu spielen. Bei den meisten Tracks auf der Platte wollten wir den Eindruck erwecken, dass wir sie nur einmal eingespielt haben. Es sollte so klingen, als wäre das Album einfach so passiert. Das Wort “introvertiert” beschreibt den Sound ganz gut. Die Gitarren sind nur sehr vorsichtig eingespielt und den Keyboards haben wir viel Platz eingeräumt, damit sie nicht so nach einer verdichteten Soundwand klingen. Wir hören viel elektronische Musik, aus der wir uns die Ideen klauen.

Der Höhepunkt des Albums sind die zarten Zwiegesänge der beiden Frontmänner Fleming und Thorpe. Fleming mit Bariton-Stimme und Thorpe im Falsett werfen sich spielend leicht die Textzeilen zu, als würden sie sich unter vier Augen unterhalten. Schön, dass sie uns dabei zuhören lassen.


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