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Rezension: Cornershop – Cornershop And The Double ‘O’ Groove Of

Die englische Band Cornershop hat den Ruf eines One-Hit-Wonders. Der Fatboy-Slim Remix ihrer 97er Single „Brimful of Asha“ läuft auch heute noch auf jeder Britpop-Party. Doch in dieser Schublade sind sie völlig zu Unrecht gelandet. Seit fast 20 Jahren mixen Tjinder Singh und Ben Ayres indische Musik mit elektronischer Tanzmusik und Indierock. Jetzt ist ihr sechstes Album „Cornershop and the double o groove of“ erschienen.

Mein ehemaliger Geographielehrer hat seinerzeit gerne das jeweilige Thema der Stunde als Überschrift an die Tafel geschrieben und dahinter die Frage: Fluch oder Segen? Also zum Beispiel „Der gelbe Fluss – Fluch oder Segen“, „Erdöl – Fluch oder Segen?“ und so weiter. Diese Frage haben sich Tjinder Singh und Ben Ayres sicherlich auch schon oft gestellt, „Brimful of asha“ – Fluch oder Segen? Einerseits bekam die Band durch den Song endlich die ihnen gebührende Aufmerksamkeit, Airplay im Radio und TV und einen Nummer-Eins-Hit in den englischen Singlecharts.


Andererseits sind viele Leute heute immer noch der Meinung, dass von der Band danach eigentlich nichts mehr kam. Das ist natürlich falsch. Auch wenn es zwischendurch immer mal wieder sehr ruhig um Cornershop wurde, die Hände in Schoß gelegt haben sie nie. Sie haben zwei weitere Alben veröffentlicht, einen Film über Londons unabhängige Musikindustrie gedreht und unzählige Shows gespielt. Genau das hatte die Band eigentlich auch für 2010 geplant, einmal quer durch die USA touren. Die Konzerte haben sie jedoch wieder abgesagt und stattdessen über die Crowdfunding-Plattform pledgemusic.com Geld gesammelt, um Songs für ihr neues Album aufzunehmen.

Für „Cornershop And The Double O Groove Of“ haben sich Tjinder Singh und Ben Ayres die indische Sängerin Bubbley Kaur mit ins Boot geholt. Kaur ist vor der Zusammenarbeit mit Cornershop nur in privatem Rahmen, beispielsweise auf Hochzeiten, aufgetreten. Als Tjinder sie zum ersten Mal in einem Waschsalon singen hörte, bat er sie, doch mal ein paar eigene Stücke zu schreiben. Gesagt getan, allerdings dauerte alles viel länger als ursprünglich geplant.

Die Wartezeit hat sich jedoch mehr als gelohnt. Kaurs zuckerwattig-süße Bollywood-Stimme passt perfekt zu den indischen Dhol-Trommeln, Sitars und funky Groove-Samples. Tjinder Singh und Ben Ayres haben die Musik um den Gesang herum komponiert. Kaurs Stimme fungiert wie ein weiteres Instrument und dass sie ausschließlich auf Punjabi singt, ist dem Hörvergnügen keineswegs abträglich. Mit „United Provinces of India“ legen sie einen Auftakt nach Maß hin. Ein funky Gitarrenriff, dazu das rhythmische Zupfen der Punjabi Tumbi, einem Saiteninstrument, das aus einem Kürbis angefertigt wird. Breaktbeats und ein Jazzloop sorgen für gute Laune und machen Lust auf mehr.

„The 911 Curry“ könnte auch Titelmelodie zu einer 70er-Jahre Polizeiserie sein. In „Natch“ wird Bubbley Kaurs sphärischer Gesang nur von einem hüpfenden Bass- und Schlagzeug-Groove begleitet. Singh und Ayres schaffen es immer wieder, scheinbar nicht zusammenpassende Teile zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen. In ihrem Song „The Biro Pen“ beispielsweise kombinieren sie eine lässige Bar-Piano-Melodie mit einem nachdenklich gesungenen Text. Das ist wohl vor allem dem etwas verschrobenen Humor der beiden zuzuschreiben.

Auf „Cornershop and the double o groove of“ hat die Band ihre Ost/West-Fusion konsequent weiterentwickelt und sie in eingängigen, handwerklich erstklassig gespielten Songs umgesetzt. Ihre Musik ist modern, originell und frisch und ein wunderbarer Soundtrack für bevorstehende sommerliche Gartenpartys.

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