Rezension: The Strokes – Angles

Seit Wochen, wenn nicht sogar seit Monaten, wird das neue und vierte Album der Strokes fast schon als Comeback des Jahres angepriesen. Fünf Jahre mussten die Fans auf „Angles“ warten. Eine lange Zeit also, in der die Erwartungen fast bis ins Unermessliche gestiegen sind.

In den letzten fünf Jahren haben bei den Strokes vor allem Nebenprojekte, wie Little Joy oder diverse Soloalben der einzelnen Bandmitglieder im Vordergrund gestanden. Kurzzeitig sah es sogar so aus, als ob es kein viertes Album geben würde. Durch die Soloprojekte war es schwer, sich im Studio zu treffen. Doch die Strokes haben sich zusammengerauft und nun wieder gemeinsam eine Platte aufgenommen.


Bisher war Julian Casablancas der Alleinherrscher über die Texte. Dieses Mal hat sich die gesamte Band am Songwriting beteiligt. Ob das eine gute Entscheidung war, bleibt fraglich: Zeilen wie „Living in an empty world“ wirken zu abgedroschen. Im energetischen Opener Machu Picchu warnt Casablancas den Hörer, dass seine Geduld auf die Probe gestellt wird – das Motto des Albums sozusagen, denn die guten Songs muss man auf Angles suchen.

Beim Hören beschleicht einen das Gefühl, dass etwas fehlt: das Frische, eine gewisse Leichtigkeit und eben auch der Rock’n Roll. Songs wo das, was man von den Strokes gerne auf dem ganzen Album gehört hätte, noch am besten umgesetzt wird, sind Under Cover Of Darkness, Gratisfaction oder Taken For A Fool. Dort lauscht man dynamischen Gitarren, ruhelosen Drums und einfach dem, wofür man die Strokes lieben gelernt hat: das Rauhe, das Wilde und Unkontrollierbare.

In Games machen die Strokes plötzlich Popmusik und das Synthesizer wird stark strapaziert. Auch der Song Two Kinds Of Happiness erinnert vor allem zu Beginn stark an die 80er. Ob die Strokes auf der Synthie-Pop-Welle mitreiten oder einfach mal etwas anderes probieren wollten, bleibt unklar. Den Tiefpunkt verkörpert der Song Call Me Back: Gitarre, Gesang und ein bisschen atmosphärisches Keyboard. Auch textlich lässt er zu wünschen übrig: „No one has the time, someone’s always late“. So wird Julian Casablancas ganz sicher niemand zurück rufen.

Angles ist ein Album, das zwar abwechslungsreich ist, aber nicht im positiven Sinn. Durch die überwältigenden Vorgängeralben waren die Erwartungen groß, aber Angles wird ihnen nicht gerecht. Es fehlt der rote Faden, der den Hörer von einem gewohnt grandiosen Song zum nächsten führt. Die Titel wirken holprig aneinandergereiht. Aber so passt wenigstens der Albumtitel gut zur Platte, der das Verwinkelte in der Musik andeutet. Dass sie es besser können, haben die Strokes bereits bewiesen. Übrig bleibt die Hoffnung auf ein fünftes, echtes Strokes-Album.