Saitenwechsel: Aaron Copland – Sinfonie für Orgel und Orchester

Die Brooklyn-Sinfonie

Apple hat mal ein Betriebssytem nach ihm benannt. Spike Lee hat seine Musik in einem Film verwendet. Der Komponist Aaron Copland gilt als wichtiger Vertreter der amerikanischen Moderne. Seine Erfolgsgeschichte beginnt mit einer Sinfonie, die nach dem Brooklyn der wilden 20er Jahre klingt.

+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhaus zu Leipzig.+++


in Kooperation mit dem Gewandhaus

New York Anfang der 20er Jahre. Der erste Weltkrieg ist vorbei, die Wirtschaft boomt. Die Partys sind opulent, Alkohol so billig wie nie und in den Clubs in Harlem und Manhattan lassen sich die Leute vom Jazz-Fieber anstecken. In diesem Umfeld wächst Aaron Copland auf. Seine Familie betreibt ein Warenhaus in Brooklyn. Mit Ausnahme seiner Geschwister ist die Familie nicht besonders musikaffin. Und doch will Aaron Copland schon im Alter von 15 Jahren Komponist werden.

Copland nimmt Unterricht und lernt das Klavierspielen. So richtig ernst wird es, als er zum Studieren nach Paris geht. Dort nimmt ihn Nadia Boulanger unter ihre Fittiche. Eine charismatische Kompositionslehrerin, die eine ganze Generation von großen Komponisten hervorbringt. Sie ist es auch, die Copland den ersten großen Auftrag verschafft. Er soll eine Sinfonie für Orgel und Orchester schreiben.

Orgel und Orchester im Einklang

Coplands Debüt geht in die Geschichte ein. Eine Sinfonie, in der Orgel und Orchester perfekt harmonieren.

Es ist ja immer etwas schwierig, Orgel und Orchester zueinander zu bringen, da die Orgel eigentlich schon ein Orchester für sich ist. Im 19. Jh. gibt es die Orgel als Gegenüber zum Orchester im Orgelkonzert, aber so sehr viele gute Stücke gibt es da eigentlich nicht. Die Copland-Sinfonie ist da schon ein sehr gültiges Werk.Michael Schönheit 

Vor allem findet Copland hier seinen eigenen Stil. Verschiedenste Einflüsse verschmelzen in dieser Sinfonie zu etwas Neuem. Copland sagt selbst, er zitiert nicht explizit aus dem Jazz, man kann der Musik aber anhören, dass er in Brooklyn groß geworden ist.

Apple und Spike Lee mögen Copland

Die Computerfirma Apple entwickelt in den 90ern ein von Grund auf neu geschriebenes Betriebssystem. Projektname: Copland. Der Name ist bewusst gewählt. Er soll einen Neuanfang verdeutlichen. Alle vorangehenden Versionen trugen Projektnamen von klassischen Komponisten wie Mozart oder Beethoven.

Copland steht für einen Neuanfang, der alles Alte mitnimmt. Der keinen Schnitt macht, sondern aufgesogen hat, was vor ihm war und daraus etwas Neues entwickelt. Ein unglaublich fruchtbares, produktives Verhältnis zur Tradition, die einen aber nicht lähmt, gleichzeitig schöpferisch innovativ zu sein.Ann-Katrin Zimmermann 

Coplands Einstellung zur Musik inspiriert Künstler noch heute. Ob in der Klassik oder in der Popkultur. Spike Lee z.B. hat in den 90ern seinen Basketball-Film „He Got Game“ mit der Musik von Copland unterlegt.

1925 wird die Sinfonie in New York uraufgeführt. Amerika ist zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich progressiv, was die klassische Musikszene angeht. Mit seinen Jazz-Anleihen und den modernen Einflüssen aus Paris mischt Copland diese Szene gehörig auf. Heute gilt er als wichtiger Vertreter der amerikanischen Moderne. Den Grundstein hat er mit seiner Sinfonie für Orgel und Orchester gelegt.

Redaktion