Saitenwechsel: Bernd Franke – Violinkonzert „MYŌ“

„In der klassischen Musik wird zu viel erklärt“

Kann man Musik mit Worten erklären? Geht es nach dem Komponisten Bernd Franke, lautet die Antwort: Jein. In seinem neuen Violinkonzert demontiert er das Orchester und schafft neue Räume. Verstehen muss man das nicht. Die Antwort verbirgt sich wie so oft in der Musik zwischen den Zeilen.

+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhaus zu Leipzig.+++


in Kooperation mit dem Gewandhaus

Bernd Franke,  Jahrgang 59, hat in Leipzig an der Musikhochschule studiert und war Meisterschüler an der Akademie der Künste in Berlin. In den letzten Jahren war er vor allem sehr viel auf Reisen. In den USA, in Japan, Taiwan, Indien. Besonders da, wo die westliche Kultur weit entfernt ist, hat sich sein Blickwinkel auf Musik stark verändert. Er sagt: die Europäer gehen ziemlich analytisch und verkopft an Musik heran.

Überhaupt ist das ja mit dem Verstehen und Erklären von Musik so eine Sache. Kann man Musik mit Worten erklären? Wer seine Kunst erklärt, schränkt Perspektiven ein, lenkt den Rezipient in bestimmte Bahnen. Das kann manchmal hilfreich sein, oft aber lassen Künstler ihr Werk aus gutem Grund für sich sprechen.

Vielleicht hat das Analysieren, Sezieren und Erklären in der klassischen Musik überhandgenommen. Ich drücke mich davor ein bisschen, weil es oft zu Missverständnissen führt.Bernd Franke 

Das Orchester bewegt sich durch den Raum

In seinem neuen Violinkonzert „MYŌ“ (aus dem Japanischen: „zwischen den Zeilen“) demontiert Franke das Orchester, indem er Musiker auf ihren Instrumenten spielend durch die Publikumsränge laufen lässt. Es gehe ihm darum, dass man das Orchester nicht nur als Vehikel der alten Musik wahrnimmt.

Für Klassik-Musiker und Publikum ist das eine ungewohnte Situation und zugleich die Chance, mal aus gewohnten Mustern auszubrechen. Und das Resultat kann jeder seine eigene Art und Weise lesen. Da bedarf es auch keiner großen Erklärungen.

Redaktion