+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhaus zu Leipzig.+++
Es ist das Jahr 1861. Im Amerika bricht der Bürgerkrieg aus, in Europa wird Wilhelm I. neuer König von Preußen. Die Kultur dieser Zeit ist geprägt von Bildungsbürgern. Einer davon ist der 27-jährige Johannes Brahms.
Der richtige Durchbruch ist Brahms noch nicht gelungen. Doch die Musikwelt schätzt den jungen Komponisten. Deswegen kann er sich künstlerisch austoben und nimmt so gut wie keine Auftragsarbeiten an.
Requiem mal anders
1861 beginnt Brahms mit der Zusammenstellung der Texte für ein Requiem. In der Musik ist ein Requiem eigentlich die Vertonung der katholischen Totenmesse. Doch der Protestant Brahms will mit neuen Ideen und neuen Texten die Form aufbrechen.
Er pfeift auf die Liturgie und wählt selbst einen Text aus. Ein deutscher Text aus Bibelworten, der auch ganz andere Schwerpunkte setzt. Statt der sonst üblichen Trauer und Verzweiflung, geht es in Brahms Requiem um Hoffnung und Zuversicht.
Ein Werk, das Trost spenden soll
Doch warum beschäftigt sich ein 27-jähriger so intensiv mit dem Tod? Zwei Ereignisse prägen den jungen Brahms in dieser Hinsicht. 1856 stirbt sein Entdecker und Freund Robert Schumann. Neun Jahre später Brahms Mutter. Ausgangspunkte für ein Requiem, das Trost spenden soll.
„Es rieselt den Rücken runter“
Brahms vermittelt den Trost sowohl über den Text als auch über die Musik. Und wer kann das besser beurteilen als einer, der das Stück schon selbst gespielt hat.
1869 wurde das deutsche Requiem im Gewandhaus uraufgeführt. An diesem Wochenende steht es wieder auf dem Spielplan. Im Rahmen der Audio Invasion, bei der Klassik und Pop aufeinandertreffen. Und auch wenn mittlerweile fast 150 Jahre seit der Uraufführung vergangen sind, berührt Brahms Requiem noch immer. Davon ist der Musiker Clemens Röger überzeugt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich der Schönheit dieser Musik irgendwie entziehen kann.