+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhaus zu Leipzig.+++
Fabio Vacchi gehört zu einer jungen Generation von Komponisten, die frei von der Leber weg schreiben. Die einen frischen, erzählenden Musizierstil haben und nicht davor zurückschrecken, mal Geschichten zu erzählen in ihrer Musik. Er findet einen zugänglicheren Ton, verstört nicht so sehr und komponiert nicht so minimalistisch.
Die Geschichte, die Vacchi in seinem neuesten Werk, dem „Walddämon“ erzählt, ist angelehnt an das Märchen „Plötzlich tief im Wald“ des israelischen Schriftstellers Amos Oz. Darin geht es um ein verfluchtes Dorf, aus dem vor vielen Jahren alle Tiere verschwanden. Die Alten schweigen, die Jungen fragen nicht nach dem Warum. Zwei Kinder wollen sich damit aber nicht abfinden. Sie stellen sich gegen die Regeln der Erwachsenen und begeben sich auf eine Entdeckungsreise zu den Tieren.
Die Stimmen der Tiere
Man hört dann tatsächlich die Vögel, die Stimmen der Tiere, einen sehr reichen, filigranen, bunten, farbenfrohen Satz in der Mitte. Man hört auch: ein Satz allein ist der Katze gewidmet und ich habe so ein bisschen den Eindruck, dass Vacchi ein großer Katzenliebhaber ist. – Gewandhaus-Dramaturgin Ann-Katrin Zimmermann
Das Stück ist ein Auftragswerk des Gewandhauses. In Absprache mit dem Dirigenten wird erst einmal ein Komponist ausgewählt, dem man diese Aufgabe anvertrauen möchte. Dann geht es an die Rahmenbedingungen: Welchen Umfang hat das Stück? Wie groß ist die Besetzung? Dann hat der Komponist freie Hand und muss rechtzeitig das Notenmaterial abliefern, damit sich jeder Musiker auf die Proben vorbereiten kann.
Entdeckerlust für neue Musik
Bei den Proben erklingt das Werk erstmals vollständig mit dem Orchester. Eine Phase, in der der Komponist oftmals noch Änderungen in der Partitur vornimmt. Die Uraufführung des „Walddämons“ ist in gut zwei Wochen. Doch wie aufgeschlossen ist so ein Klassik-Kenner-Publikum gegenüber neuem?
Ob sich das Werk nach der Uraufführung wirklich durchsetzt und es dauerhaft auf die Spielplänen der Konzerthäuser schafft, lässt sich kaum vorhersagen. Fest steht: Ein Werk, bei dem eine Katze eine ganz besondere Rolle spielt, kann so schlecht nicht sein.