Mit 14 Jahren kommt Franz Schmidt nach Wien. Vorher wohnte er mit seinen Eltern in Pressburg, dem heutigen Bratislava. Aber nachdem sein Vater, ein Speditionsunternehmer, sein ganzes Vermögen verspielt, muss die Famile umziehen. In Wien muss Franz mithelfen, damit die Familie wieder auf die Beine kommt.
Zum Glück genießt er eine hervorragende Ausbildung als Musiker. So kann er in wohlhabenden Familien Klavier und Cello unterrichten. Laut Zeitgenossen konnte er beides gleich gut spielen. Und das auf hohem Niveau.
Wenn man sich mit Franz Schmidt trifft, um Kammermusik zu machen, fragt er erstmal: „Was spiel‘ ich denn heute, Cello oder Klavier?“ Und er brauch oft noch nicht einmal Noten. Denn er kann viele Werke einfach auswendig spielen.
Weniger rangeln, mehr Ruhe
Als Cellist ist er 15 Jahre im Wiener Hofopernorchester und ist dort zeitweise auch der Lieblingscellist von Gustav Mahler. Dadurch gibt’s aber Kompetenzgerangel mit den Cello-Kollegen. Auf so viel Stress hat er irgendwann keine Lust mehr und hängt den Orchesterjob an den Nagel.
Er hat sowieso schon lange vor, sich auf seine Fähigkeiten als Komponist zu konzentrieren. Mittlerweile ist er auch schon eine angesehene Person im Wiener Musikleben. In einem Vorort von Wien schreibt er seine zweite Sinfonie. Fast ungestört, nur sein Hund Dagobert leistet ihm Gesellschaft.
Vom Profi für Profis
Als Cellist hat Franz Schmidt seine helle Freude, als er die Cello-Noten für die Sinfonie schreibt. Selbst 100 Jahre später werden sich Musiker an diesen Noten die Zähne ausbeißen. So auch Gewandhaus-Cellist Daniel Pfister.
Franz Schmidt ist im Recall
Bei den Wienern kommt Schmidts Zweite super an. In Deutschland wird die Erstaufführung komplett verrissen. Der Kritiker Karl Löbl unterstellt dem Werk sogar eine „Hinterwäldler-Mentalität“. Was dann kommt, hat es in der Musikgeschichte noch nie gegeben.
Franz Schmidt gibt seinen Hörern keine große Idee an die Hand, die einen durch das Werk führt. Er konfrontiert sie mit einem riesigen sinfonischen Ablauf. Und das will konzentrationsmäßig erstmal gestemmt werden. Keine leichte Muse. Doch wer sich darauf einlässt, kann in Franz Schmidts zweiter Sinfonie so einiges entdecken.